Jahresendabrechnung von Christian Werthschulte

Christian Werth­schulte ­berichtet aus Köln für die taz-Kultur.↓

A Tribe Called Quest: „We got it from here … thank you 4 your service“. Highlight eines Scheißjahrs. Der Tribe zeigt, wie reich schwarzes Leben ist. Tongue-in-cheek meets Protest und umspielt Schwermut nach dem Tod von Rapper Phife Dawg.

Schönster Ohrwurm

Young Thug: „Wyclef Jean“. Der androgyne Glam-Rapper aus Atlanta gurgelt mit Hustensaft und spült mit Autotune nach. Über 808-Beats und Reggae-Samples verhickst niemand seine Angebereien so schön wie Young Thug.

Tolles Konzert

Emeka Ogboh, Stadtgarten Köln. Emeka Ogboh läuft mit Mikrofon durch Lagos, nimmt Verkehr, Gesang, Getrommel und Gespräche auf und collagiert sie zur Großstadtsymphonie, die nie in Hintergrundmusik abgleitet.

Voll daneben

Le Tigre: „I’m with her“. Ex-Riot-Grrrl Kathleen Hannah mit einer Wahlkampfhymne für den gefakten Feminismus von Hillary Clinton. Einfältiger Text über einfältiger Melodie – macht auch der Wahlsieg Trumps nicht dringlicher.

Zukunftsmusik

Protestsong-Revival. Je düsterer die Zukunft, desto langweiliger ihr Soundtrack. Statt Bollertechno mit White-Supremacy-Samples läuft es auf Nashville-Pop für die Trump-Scholle und das Revival des ­linken Protestsongs hinaus.