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Archiv-Artikel

„Philosophie moderiert“

ÖFFENTLICHE TAGUNG Am Unesco-Welttag der Philosophie werden Recht und Moral diskutiert

Von AG
Dagmar Borchers, 44

■ ist Professorin für Angewandte Philosophie an der Uni Bremen.

taz: Frau Borchers, wie steht’s um das Verhältnis von Recht und Moral?

Dagmar Borchers: Das Ideal ist, dass Moralempfinden einer Gesellschaft und positives Recht – also das geltende Rechtssystem – genau aufeinander passen. Das ist aber nicht immer gegeben. Beim Tierschutz etwa hat es lange gedauert, bis der ins Grundgesetz aufgenommen wurde.

Welche Bedeutung hat es, dass wir eine multi-ethnische Gesellschaft sind?

Wenn es um Recht geht, nicht so eine große. Der Boden ist die Verfassung. Anders ist es, wenn es um Moral geht. Das zeigt sich vor allem bei Sachthemen wie Abtreibung, Sterbehilfe oder in der aktuellen Diskussion um Patientenverfügungen.

Klingt nach Themen, bei denen es keinen Konsens geben kann.

Ja, zwischen überzeugten Katholiken und Abtreibungsbefürwortern ist es schwierig. In bestimmten Bereichen wie der Medizin brauchen wir aber Konsens. Da muss der Gesetzgeber immer eine Form des Kompromisses und der Regelung finden.

Was passiert, wenn Moral und geltendes Recht auseinander klaffen?

Dann entseht Diskussions- und Reformbedarf. So läuft es auch: Erst gibt es eine öffentliche, dann eine parlamentarische Diskussion und gegebenenfalls Gesetzesreformen.

Was ist die Rolle der Philosophie dabei?

Als Philosophin kann ich Inhaltliches beitragen. Etwa, weil ich den Rechtsbegriff analysiert habe und verschiedene Facetten kenne. Die Philosophie kann eine Moderatorenrolle einnehmen, Argumentationen prüfen und sehen, wo ein Konsens zu finden ist. INTERVIEW: AG

Vorträge ab 9.15 Uhr, Haus der Wissenschaft, Sandstraße 4-5