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Archiv-Artikel

Opferhilfe um die Ecke

Auf jedem Polizeirevier arbeiten nun BeamtInnen, die für die Betreuung von Gewaltopfern ausgebildet sind. Opposition begrüßt „Aufwertung des Themas“

Wer tätlicher oder psychischer Gewalt ausgesetzt ist, trifft ab sofort auf jedem Polizeirevier SachbearbeiterInnen an, die speziell für die Betreuung von Opfern ausgebildet sind. Zusätzlich hat die Innenbehörde im Landeskriminalamt (LKA) ein Kommissariat mit dem Schwerpunkt Beziehungsgewalt, häusliche Gewalt und Stalking eingerichtet. Damit kommt Innensenator Udo Nagel (parteilos) einer Forderung der Opposition nach, wie auch dem eigenen Anspruch, die Opfer von Gewalttaten mehr ins Blickfeld zu rücken.

Auch in der Vergangenheit hat sich das LKA in seiner „Abteilung für Gewaltschutz“ mit dem Thema befasst. Deren Aufgabe hat sich aber weitgehend in der Bearbeitung der Strafanzeigen der Misshandelten erschöpft. Nun wird die Dienststelle nicht nur umbenannt, sondern von vier MitarbeiterInnen auf sechs aufgestockt. Neu an deren Aufgaben ist zudem, dass sie die Gewaltopfer auch persönlich beraten, wie sie durch ihr Verhalten bedrohlichen Situationen ausweichen können. Bei Bedarf vermitteln die BeamtInnen an Hilfsangebote weiter.

Die Schwellenangst, sich an die Polizei zu wenden, soll dadurch abgesenkt werden, dass nun an jedem Revier speziell geschulte BeamtInnen ansprechbar sind. Von diesen erwartet die Innenbehörde laut Sprecher Reinhard Fallak, dass sie „besonders einfühlsam“ mit Misshandelten umgehen. Wer beispielsweise einen Einbruch in die eigene Wohnung erleben musste, so Fallak, „ist oft schwer traumatisiert“. Fortgebildet sind die MitarbeiterInnen auch für die Beratung von Stalkingopfern, die oft jahrelanger Bedrohung ausgesetzt sind.

Für die Opfer von häuslicher Gewalt, zumeist Frauen und Kinder, gibt es bereits die an die Sozialbehörde angebundene Interventionsstelle „pro aktiv“. Auch die dortigen MitarbeiterInnen sollen „Lotsen“ sein, die Betroffene an Hilfsangebote weiterleiten. Das Problem ist nur, dass Hilfsangebote wie beispielsweise Frauenhäuser unter anderem unter Verweis auf eben jene Interventionsstelle vom Senat zusammengekürzt worden sind. Die GAL-Fraktion hatte deshalb im April in der Bürgerschaft einen „Aktionsplan Opferschutz“ beantragt. Die Abgeordnete Verena Lappe begrüßt nun, dass die Innenbehörde „das Thema Opferschutz zumindest aufgewertet hat“. Elke Spanner