Junge Greise und alte Talente

betr.: „Grüner Nachwuchs will mitspielen“, taz vom 29. 9. 05, „Ströbele gereizt“, taz vom 1. 10. 05

Das scheint ja heiter werden zu können, wenn sich die Grünen in der zu erwartenden Opposition wiederfinden: Da werden in einem Interview in der taz noch vor kurzem die neu aufzuladenden programmatischen Batterien zitiert und das Erste, was aus der Fraktion nach außen dringt, ist die Klage der Fraktionsjugend, nicht ihrem Anspruch entsprechend bedacht zu werden. Als geborene 68erin kommt selbst mir das befremdlich vor. Die Grünen werden ihr Lager-Repertoire nach Geschlechter- und Quoten-, Links- und Realodebatten doch nicht um diese Generationendebatte erweitern wollen?! Einer zur Regierungsfähigkeit gereiften Partei stehen solche Spielchen nicht gut an, auch und gerade nicht in der Opposition. Die „andere Kommunikation und Außenwirkung“ der Jüngeren sollten sich erst einmal beweisen, bevor Posten nach Jahrgängen vergeben werden. „Andere Interessen“ müssen nicht nur erkannt, sondern auch erläutert und verteidigt werden und das geht nicht in einer Anspruchshaltung, sondern in offenem und konstruktivem Diskurs, in dem gerade die nachfolgende Politiker-Generation sich profilieren könnte.

Die Grünen sind keine Personal-Recycling-Partei, nur weil sie – in offener Wahl, bitte schön! – auf Kompetenz und Erfahrung setzen. Herr Berninger und GenerationsgenossInnen haben statistisch gesehen eine Lebenserwartung von gut 75 Jahren plus: viel Zeit noch, um Erfahrungen zu sammeln und gute Politik zu machen, mit der ja durchaus zu rechnen ist. Aber doch bitte ohne die altbekannte Larmoyanz und diesen „Diskriminierten“-Habitus.

MAREN LAUK, Berlin

Wer zum Teufel ist Antje Hermenau, dass sie meinte, Hans-Christian Ströbele ans Bein pinkeln zu müssen? Hat die Dame ein grünes Direktmandat mit mehr als 43,2 Prozent gewonnen? Kurt Tucholsky hätte Ströbeles „Parteifreundin“ Folgendes zu bedenken gegeben: „Es gibt junge Greise und alte Talente, Geburtsscheine sind keine Argumente.“ UWE TÜNNERMANN, Lemgo

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