KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

MARCUS WOELLER

Künstler, Sammler, Kurator, Dokumentar? Die Grenzen verschwimmen. Gerade bei den in den letzten Jahren so beliebten Outsider-Künstlern, die sich abseits der großen Aufmerksamkeit eine Nische eingerichtet haben. Auch Martin Wong hat sich den Moden seiner Zeit verweigert. Der 1999 im Alter von 53 Jahren an Aids verstorbene Künstler wirkte zunächst als Keramiker in San Francisco, ehe er sich Malerei und Performance zuwandte und nach New York zog. Parallel dazu entwickelte er, fachlich versiert, eine ungebremste Sammelleidenschaft, die ihn nicht nur in den Besitz von Werken Andy Warhols oder Piet Mondrians brachte, sondern auch zu einem Spezialisten für Graffiti und Kunsthandwerk machte. Das Haus seiner Eltern, bei denen er im Zuge der Verschlechterung seines Gesundheitszustandes wieder lebte, verwandelte er in den Hort einer skurrilen Kollektion eigener und fremder Kunstwerke, Antiquitäten und Rarissima. Einen Künstler wie Danh Vo, dessen Arbeit auf der Recherche sozialer und kulturhistorischer Nebenwege fußt, interessiert eine solche Persönlichkeit natürlich. Während einiger Besuche in Wongs Elternhaus setzte er sich mit der Sammlung auseinander und bat den Fotografen Heinz Peter Knes, sie für ein in den nächsten Wochen erscheinendes Buchprojekt zu dokumentieren.

Die Galerie Buchholz nimmt nun diese Zusammenarbeit in den Fokus und zeichnet nach, wie sich künstlerische Intention und Invention entwickeln. Die Ausstellung vermeidet dabei konsequent den elaborierten Tonfall einer Kuratorenausstellung, sondern springt munter von Inspiration zu Assoziation. („Neptune Society, San Francisco Columbarium“, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Fasanenstr. 13)

Gelehriger wird es in der Galerie Kwadrat. Hier verfolgt die Kuratorin Ursula Ströbele das Ziel, Plastiken mit rhetorischer Qualität zu zeigen. Denn während die Skulpturen des Minimalismus noch grundsätzlich für sich selbst stehen wollten, haben Skulpturen von heute auch etwas zu erzählen. Das Künstlerduo Awst & Walther verschmilzt architektonische Formen mit Readymade-Elementen, Alicja Kwade verunklart Raum und Perspektive mit einer Spiegelinstallation, Seb Koberstädt spielt mit dem für Bildhauer immer verhängnisvollen Verhältnis von Sockel und Skulptur, Mirko Tschauner kippt mit einem treppenartigen Körper auch die gewohnte Seherfahrung, Andreas Greiner & Armin Kepling erweitern den Skulpturbegriff um physikalische Phänomene. All diese Objekte sprechen vielleicht nicht direkt mit uns, fordern aber mehr als bloße Betrachtung. Vor dem Zwiegespräch steht mindestens die performative Interaktion. („Mise-en-Scène“, bis 19. 1., Fr.–So. 14–19 Uhr, Adalbertstr. 20)