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Archiv-Artikel

Ganz anders als im Fitnessstudio

Softball für Frauen: Beim Eimsbüttler Turnverein können Frauen beim Schnuppertraining diese in Deutschland noch relativ unbekannte Sportart kennenlernen, die viel härter ist als der Name verheißt. Zum Einsteigen ist jetzt der ideale Zeitpunkt

Patenschaften sollen den Zusammenhalt zwischen den Frauen stärken

Von Kristina Allgöwer

Der Name trügt: Weich ist so ein Softball sicher nicht. Iris Faber stöhnt, als der Ball mit voller Wucht auf ihren Schläger trifft. Der Griff vibriert von dem Aufprall, der Schmerz zieht bis in die Schulter. „Mach die Arme lang! Sei ein bisschen lockerer“, ruft die Trainerin ihr zu. Beim nächsten Schlag klappt es besser: Fast zehn Meter weit fliegt der Ball und landet im roten Sand.

Iris Faber ist zum ersten Mal beim Softball-Training. Die 24-Jährige ist nicht unsportlich: Sie tanzt in einer Flamenco-Gruppe und hat Ballettunterricht. Einen Mannschaftssport hat sie aber noch nie betrieben. Von Softball, einer Baseball-Variante, hat sie zufällig in einem Magazin gelesen und sich spontan zu einem Probetraining beim Eimsbütteler Turnverein (ETV) angemeldet. Eine gute Adresse: Im September holten sich die „ETV-Knights“ ihren zweiten Deutschen Meister-Titel.

Als Iris Faber zum ersten Mal den Softball-Platz hinter dem Vereinsgebäude in der Bundesstraße betritt, versteht sie nur Bahnhof: „Wir treffen uns im Dug-Out“, ruft Trainerin Lena Först den zehn Spielerinnen zu und meint die überdachten Mannschaftsbänke. Auch alle anderen Fachbegriffe sind amerikanisch: der Pitcher wirft, der Batter schlägt, der Catcher fängt. Die Unterschiede zwischen Softball und Baseball sind gering: Das Spielfeld ist um ein Drittel kleiner, die Bälle um ein Drittel größer, die Wurfbewegung ein wenig anders. In den USA zählt Softball zu den beliebtesten Breitensportarten. Im Gegensatz zu Baseball wird die Sportart dort auch von Frauen betrieben. In Deutschland sind es sogar fast ausschließlich Frauen, die Softball spielen.

Die Spielregeln hat Softball-Neuling Iris Faber schnell verstanden. Das Prinzip kennt sie noch vom Brennball aus der Schule. Der Sport hat keinerlei Ähnlichkeit mit hierzulande als Softball bekannten tennisähnlichen Strandspiel, das mit Plastikschlägern und einem weichen Schaumstoffball gespielt wird. Beim amerikanischen Softball stehen sich zwei Teams mit neun Spielerinnen gegenüber.

Abwechselnd hat jeweils ein Team das Schlagrecht, während das andere das Feld zu verteidigen versucht. Das Duell zwischen dem Batter der Schlagmannschaft und dem Pitcher der Feldmannschaft steht im Mittelpunkt des Spiels. Trifft der Batter mit seiner Schlagkeule den Ball, muss er sofort losrennen. Erreicht er eine der vier sicheren Stationen (Bases) auf dem Spielfeld, bevor das andere Team den Ball dorthin gebracht hat, kann er punkten.

Jede, die zum ersten Mal mit der Softballmannschaft trainiert, bekommt eine „Patin“ zugewiesen. Für Iris Faber hat die 25-jährige Maike die Patenschaft übernommen. Schon seit neun Jahren ist sie im Team und zeigt der Anfängerin, wie man mit dem großen Lederhandschuh, der Keule und dem Ball umgeht. „Mit den Patenschaften wollen wir den Zusammenhalt zwischen den Frauen stärken und das Verantwortungsgefühl fördern“, erklärt Trainerin Lena Först. Und an Teamfähigkeit scheint es den Spielerinnen nicht zu mangeln: Sie feuern sich gegenseitig an, beglückwünschen sich zu guten Würfen und Schlägen mit „High Five“. Auch Iris fühlt sich vom ersten Moment an voll integriert: „Das ist nicht so wie im Fitnessstudio, wo man als Neuling erstmal komisch gemustert wird.“

Lena Först freut sich über den Zuwachs und bescheinigt dem Neuling Talent: „Andere treffen in den ersten drei Wochen den Ball überhaupt nicht.“ Aber auch das sei nicht schlimm, weil es bei der vielseitigen Sportart für jede eine Position gebe, wo sie mitspielen kann. Herbst und Winter sind laut Först die ideale Zeit, um mit dem Softball anzufangen. Ab November bereiten sich die Spielerinnen in der Halle auf die kommende Saison vor.

Nach fast zwei Stunden Werfen, Schlagen und Fangen kann Iris Faber ihre Jacke in der Umkleidekabine nur mit Mühe überziehen. Für das nächste Training hat sie sich trotzdem angemeldet.

Informationen zum Softball gibt es beim Eimsbütteler Turnverband unter www.etv-hamburg.de oder ☎ 401 76 90.