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Archiv-Artikel

Unter Pinguinen

SCHLITTSCHUHLAUFEN Die „Indoo Eisarena“ behauptet von sich, die größte Kunsteisbahn Europas zu sein. Dort kann man mitten in Hamburg unter freiem Himmel Eislaufen

„Ich kann hier hunderttausend Minuten fahren!“

Eliot, 3 Jahre

VON UTE BRADE

Hinfallen sollte man heute besser nicht. Durch den Regen der letzten Tage und die milden Temperaturen hat sich eine zentimeterdicke Wasserschicht auf dem Eis gebildet. Ein Junge brettert so schnell über die Bahn, dass es spritzt. Sein Freund, noch etwas wackelig auf den Kufen, versucht überhaupt erst einmal zum Stehen zu kommen. Gut, dass es rund um die Eisbahn ein Geländer gibt. Da hängen so einige dran. Der Junge fährt ein paar Meter und „platsch“, da hat es ihn hingelegt.

Es ist 15 Uhr, und viel ist noch nicht los. Unter der Woche hat man hat viel Platz zum Schlittschuhlaufen auf Europas angeblich größter Open-Air-Eisbahn. 4.700 Quadratmeter misst die „Indoo Eisarena“ mitten in den Parkanlagen von „Planten un Blomen“. Erwachsene zahlen hier 4 Euro für zweieinhalb Stunden, Kinder 2,50 Euro.

Neben dem Eingang ist der Verleih für die Schlittschuhe. Da kommt ein muffiger Geruch heraus. Schlittschuhe, klassisch oder als Eishockeyvariante, gibt es für 4,50 Euro für zwei Stunden und ab Schuhgröße 24. Sagrotan steht auch bereit. Rund um die Eisbahn verteilt stehen große Lautsprecher, aus denen Funk-und Popmusik schallt. Die Eisfläche ist glatt und sauber, allerdings ist es durch die Wasserschicht ziemlich rutschig. In den Kurven muss man deshalb gut aufpassen.

Nun ist es 16 Uhr und der hintere Bereich der Eisbahn wird abgetrennt. Hier trainiert die elfjährige Marla seit drei Jahren mit ihrem Verein, dem „Hamburger Schlittschuh Club“. Dreimal pro Woche kommt sie in den Wintermonaten her, um zu üben. „Das Schlittschuhfahren hier ist super, besser natürlich wenn es trocken ist“ sagt Marla mit Blick auf die Pfützen. Dann nimmt sie Anlauf und dreht Pirouetten, minutenlang. Die neunjährige Lina schaut Marla beim Training zu, bekommt den Mund vor Staunen nicht mehr zu. Dann nimmt sie ihre Freundin entschlossen bei der Hand. „Komm, wir versuchen die Kunststücke nachzumachen!“

So galant wie bei Marla sieht es bei Eliot und Julian, beide drei Jahre alt, noch nicht aus. Sie schieben jeweils einen Pinguin vor sich her, mit Kufen drunter. Die kann man – neben Zwergen mit bunten Zipfelmützen und Knollnasen – bei der muffigen Kabine ausleihen. Die Väter haben sich auch aufs Eis getraut und schieben von hinten. Die beiden Jungs strahlen, sie stehen heute zum ersten Mal auf Schlittschuhen. „Ich kann hier hunderttausend Minuten fahren!“ sagt Eliot und kichert.

Auf einmal wird es laut. Eine Kindergruppe stürmt die Arena, sie lachen und singen. Mittendrin steht Antonia, die heute ihren neunten Geburtstag feiert. Mit essen, trinken und allem drum und dran, in einem bunt dekorierten Raum – nur für die Geburtstagsgäste. Aber jetzt geht es erstmal aufs Eis.

Gerade ist das Flutlicht angegangen und die Sonne unter. Antonias Mutter kennt die Eisbahn noch aus ihrer Kindheit. „Zum Glück hat sich nicht allzu viel verändert“, sagt sie. Richtig gut findet sie die neue Bar, wo es früher „nur Filterkaffee und Bratwurst“ gab. „Jetzt kann man da auch ‘nen Latte und sowas kaufen!“ Und auch die Musik habe sich verändert, sei jetzt deutlich moderner.

Mit Schwung kommt Antonia am Geländer zum Stehen und ruft: „Hier ist es echt total cool!“

Die Indoo Eisarena ist täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet. Holstenwall 30, Planten und Bloomen