: MUSIK
MusikJens Uthoffhört auf den Sound der Stadt
Los geht’s mit großem Kino, und falls Sie jetzt denken, Sie haben sich in die falsche Kolumne verirrt oder die taz hätte geschlampt, sei gesagt: Nein, nein, hier geht es gleich um Musik. Wie versprochen. Aber Jerusalem In My Heart spielen am heutigen Donnerstagabend eben im ehemaligen Stummfilmkino Delphi, und dort ist die Band um die kanadischen Musiker Radwan Ghazi Moumneh und Filmemacher Charles-André Coderre auch richtig aufgehoben, denn Audio und Video geht bei ihnen zusammen. Musikalisch ist das spektakulär: Da ist elektronisches Geflimmer, da sind traditionelle arabische Musiken mit verstärkter Laute, da ist auch mal Vogelgezwitscher (Gustav-Adolf-Straße 2, 19.30 Uhr, 15 €).
Am Freitag heißt es freie Auswahl. Fürs Tanzbein: Die britischen Dub- und Reggae-Großmeister Adrian Sheerwood und Dennis Bovell, die im Yaam spielen (An der Schillingbrücke 3, 20 Uhr, 15 €).
Für 90er-Klassenparty-Nostalgiker: Die kalifornischen Hardrocker Ugly Kid Joe spielen tatsächlich wieder Konzerte, eines davon im White Trash. Was ist da los? Midlife-Crisis? (Am Flutgraben 2, 21 Uhr, 23 €).
Für Abdrifter: Krautrocken, Psychedelisieren und Shoegazen kann man ganz gut mit der Berliner Band Oracles in der Kantine am Berghain (Rüdersdorfer Str. 70, 21 Uhr, 15,50 €).
Am Samstagabend kommt Afrika nach Mitte. Das ist nicht übertrieben, denn das vom New Yorker Musikwissenschaftler Brian Shimkovitz betriebene Label Awesome Tapes from Africa wollte nie mehr als ebenjenes Firmenmotto in die Welt tragen: erstaunliche Kassetten aus Afrika ausgraben und veröffentlichen. Shimkovitz stellt bis heute Hunderte Tapes auf einem Blog zur Verfügung. Nun feiert das Label sein 10-Jähriges im Acud, mit Auftritten von Cher Monsieur und Lamin Fofana (Veteranenstraße 21, 22 Uhr).
Konkurrenz macht dem afrikanischen Abend das Adriano Celentano Gebäckorchester. Der Name dieser ehemaligen Antje Øklesund-Hauskapelle ist Programm. Wer es genauer wissen will, geht ins Ballhaus (Ackerstraße 144, 21 Uhr, 10 €).
Ebenfalls Samstag wäre Gelbart live im West Germany zu bestaunen, der israelische Wahlberliner, der alles dekonstruiert, was ihm zwischen Hände und Synthesizer gerät (Skalitzer Str. 133, 22 Uhr).
Bleibt noch Platz für zwei wichtige Durchsagen: Gehen Sie am Dienstag zu Angel Olsen ins Columbia Theater (Columbiadamm 9–11, 20 Uhr, 18,70 €) und am Mittwoch zu Jenny Hval in die Kantine am Berghain (Rüdersdorfer Str. 70, 20 Uhr, 15,80 €). Die US-Folk-Sängerin und die norwegische Mystery-Lady haben zwei der spannendsten Alben des Jahres veröffentlicht. Das wird bestimmt auch jeweils großes Kino.
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