piwik no script img

Jüdisches MuseumDer wandernde, wandelnde Golem

Dem riesenhaften menschengemachten Wesen aus Lehm und Feuer, dem Golem, ist die aktuelle Sonderausstellung im Jüdischen Museum gewidmet. Wunderbar kleinteilig fängt sie an. Denn bevor der Golem überhaupt in seiner Imposanz gezeigt wird (als Filmmotiv Paul Wegeners etwa oder als vielzungige Skulptur vom Niki de Saint Phalle), wird der Blick auf eine Miniaturensammlung konzentriert. Darunter Souvenirs aus Prag, wo der Rabi Löw der Legende nach den Golem heraufbeschwor, damit dieser das Getto beschütze. Neben der Tonfigur tummeln sich Aktionfiguren von Pokémon bis Minecraft auf den Sockeln. Die Inszenierung der Plastikfigürchen als Statuen kehrt nicht nur die gestalterisch-künstlerische Qualität popkulturellen Designs hervor, sondern lässt dank der szenografischen Anordnung Schattenspiele an der Wand entstehen, die metaphorisch für das sind, was folgt: Eine spielerische Verbindung zwischen jüdischer Mystik, bildender Kunst, Comic-Helden und modernen Diskursen um künstliches Leben.

Annie Lennox erscheint in Amos Gitais Film „Naissance d’un Golem“ von 1991 als staubgeborener Golem, der sämtliche Klänge der Erde sammelt. Marvels Hulk muss mit dem Risiko kämpfen. Während der Mensch, der Cyborgs baut, vor lauter ethischer Unsicherheit „Gesetze der Robotik“ verkündet, die nicht etwa ihm selbst gelten, sondern die künstliche Intelligenz reglementieren. NYM

Bis 29. 1. 2017, tgl. 10–20 Uhr, Mo. 10–22 Uhr, Lindenstr. 9–14

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen