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Archiv-Artikel

„In Jeans hatte ich Erfolg“

Chris Howland Sänger, Schallplattenjockey, Moderator, Pionier: „Mr. Pumpernickel“ war einer der ersten Ausländer im deutschen Fernsehen

Er war ein Pionier. Der selbst ernannte „englische Gastarbeiter“ Chris Howland bereitete den Weg für ausländische TV-Prominente, von Rudi Carrell über Linda de Mol bis Bruce Darnell. Denn zusammen mit Lou van Burg hat Howland einen eigenen Moderatorentypus kreiert: den Quoten-Immigranten.

Wer im Deutschland der 60er-Jahre sozialisiert wurde, kam an Chris Howland nicht vorbei. 1961 übernahm der heute 81-Jährige „Musik aus Studio B“ und „Vorsicht Kamera“ und wurde damit einer der ersten richtigen Showmaster im deutschen Fernsehen. Nebenher wirkte Howland in zahlreichen deutschen Filmproduktionen mit und war auch als Schlagersänger äußerst umtriebig. „Ich kann nicht singen“, beteuert Howland zwar, aber ein Lied wie „Das hab’ ich in Paris gelernt“ hat sich 1959, Talent hin oder her, 22 Wochen in den Top 5 der deutschen Charts gehalten.

Vorreiter war er aber auch schon vorher. Howland alias „Heinrich Pumpernickel“, eine eigene Namenskreation, war mit seiner Sendung „Spielereien mit Schallplatten“ der erste Schallplattenjockey des deutschen Rundfunks. Mit der recht steifen Kleiderordnung konnte er nicht viel anfangen: „Ich hab das immer in Jeans gemacht, das war mein Erfolg.“

Dabei wollte er eigentlich gar nicht nach Deutschland. Und zum Militär noch viel weniger. 1946 musste der gelernte Imker im Alter von 18 Jahren dennoch seinen Dienst antreten: „Da hab ich gelesen, dass sie einen Azubi für den Funksender British Forces Network suchen.“ Es war sein einziger Ausweg aus der Armee – wirklich nach England zurückgekehrt ist er nie wieder. „Deutschland ist meine Heimat, ganz klar“, sagt Howland.

Selbst wenn er seiner Frau mittlerweile des Öfteren einen Termin zum gemeinsamen Spaziergang freischaufelt, ist Howland immer noch äußerst aktiv im Mediengeschäft. „Ich weiß nicht mal, was Langeweile ist!“ Seit einiger Zeit widmet er sich wieder seinen zwei Lieblingsbeschäftigungen: „Funk ist meine erste Liebe, aber ich schreibe auch sehr gerne.“ So erschien in diesem Jahr „Yes, Sir! – Aus dem Blickwinkel eines englischen Gastarbeiters“, und 50 Jahre nach seinem Radiodebüt sind Chris Howland und seine „Spielereien mit Schallplatten“ wieder auf seinem alten Heimatsender WDR 4 zu hören. „Mr. Pumpernickel“ ist zurück. MAX BÜCH