: Reparatur für einen Riesen
Werft-Kauf
Auf der internationalen Leitmesse der maritimen Wirtschaft in Hamburg demonstrierte die Bremer Lürssen-Werft kürzlich ihren Januskopf: Das riesige Model einer eleganten Superyacht entpuppte sich am Heck als graues Kriegsschiff. Nun verschafft sich der erfolgreiche Werftkonzern der Familie Lürssen ein drittes Standbein, die Reparaturwerft Blohm + Voss. Das Traditionsunternehmen vermittelt mit seinem überlangen Dock „Elbe 17“ den Touristen auf den Landungsbrücken maritimes Flair. Damit gehört Blohm + Voss zu den wenigen Werkstätten in der Welt, in der große Luxusliner wie die „Queen Mary 2“ repariert werden können.
Weniger Glück hat die Werft, seit sie von Thyssen-Krupp verkauft wurde, mit dem Neubaugeschäft. Der Stahlkonzern konzentrierte sich 2012 lieber auf den hochprofitablen U-Boot-Bau in Kiel. Und Frachter werden längst in Asien gebaut; Kreuzfahrtschiffe in der niedersächsischen Provinz. Und weder russische Oligarchen noch arabische Scheichs wollten über 100 Meter lange Yachten für Hunderte Millionen Dollar bei der Hamburger Tochtergesellschaft des Finanzinvestors Star Capital aus London kaufen.
Die Reichen kauften lieber bei Lürssen. Der teure und verschwiegene Familienkonzern reicht heute mit seinem norddeutschen Werftenverbund bis nach Wolgast in Vorpommern. Die Bremer waren mit ihrer Hochtechnologiestrategie weit erfolgreicher als das einstige Flaggschiff des deutschen Schiffbaus gegenüber den Landungsbrücken. Lürssen gehört zu den wenigen, die dem Werftensterben trotzten.
Militärisch kooperierten beide Unternehmen bislang mit mäßigem Erfolg. Neuartige Korvetten und Fregatten für die Deutsche Marine wurden lange verspätet ausgeliefert und mussten nachgerüstet werden. Das kostete Gewinne und Exportaufträge. Schuld war auch die Schnittstellenproblematik zwischen zwei eigenwilligen Traditionsunternehmen. Jene wird es zukünftig nicht mehr geben.
Ob das reicht, um die nächste Generation von Super-Fregatten zu bauen, bleibt abzuwarten. Das „Mehrzweckkampfschiff 180“ wird das Bundesverteidigungsministerium nicht mehr freihändig vergeben – an Blohm + Voss plus Lürssen –, sondern erstmals ausschreiben. HAPE
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