: Lernen auf Kredit statt Studentenjob
Mehrere Institute bieten Jungakademikern Kredite an. Doch die Rückzahlung kann recht teuer werden
HAMBURG taz ■ Alles schien klar für das kommende Wintersemester. Studenten aller Fachrichtungen sollten unabhängig von ihrem sozialen und wirtschaftlichen Hintergrund von der Staatsbank KfW eine Art Bafög-Kredit bekommen. Aber dann kam der überraschende Rückzieher der öffentlichen KfW-Bankengruppe. Mitte Juli erklärte die Bank, dass man nicht in den Strudel der heftigen Diskussionen um Studiengebühren geraten wolle. Nun springen andere in die Lücke.
Als erstes Kreditinstitut startet die Deutsche Bank bundesweit mit einem kompletten Studienkredit. Die Finanzierung wird für maximal 60 Monate gewährt, der Zinssatz liegt bei 5,9 Prozent. Mit dem neuen Studentenkredit reagiert die Bank nach eigenen Worten keineswegs auf die politische Diskussion um Studiengebühren in Deutschland. Sie will mit neuen Produkten neue Kunden werben. „Für die Deutsche Bank sind Studierende schon immer eine äußerst interessante Zielgruppe gewesen“, sagt ein Sprecher.
An Deutschlands Hochschulen studieren zurzeit zwei Millionen junge Menschen, bis 2010 wird sich diese Zahl auf rund 2,4 Millionen erhöhen, schätzt die Deutsche Bank. Für die Kreditwirtschaft gehören die angehenden Akademiker zu einer der wenigen lukrativen Zielgruppen in einem weitgehend aufgeteilten Markt.
Junge Leute neigen am ehesten zu einem Bankwechsel, und gerade Hochschulabsolventen versprechen für die Zukunft gute Geschäfte. 15 bis 20 Prozent aller Studenten kommen als potenzielle Kreditkäufer in Frage. Schon Erstsemester können das Bank-„Bafög“ in Höhe von 200 Euro im Monat kassieren. Die Monatsraten können über die Auszahlungsphase von 60 Monaten bis auf 800 Euro steigen.
Teuer kann es aber nach dem Studium werden. Für die Rückzahlung wird ein eigener Vertrag geschlossen, dessen Konditionen nach jetziger Marktlage zwischen 5,9 und 11,5 Prozent p. a. liegen werden, je nach Laufzeit. Die studentischen Kreditkunden müssen einem „Berater“ einen Studienplan und regelmäßige Leistungsnachweise vorlegen.
Zum Semesterbeginn gehen auch einige Sparkassen mit einem Studentenkredit an den Start. Die Auszahlung erfolgt in monatlichen Raten über maximal 72 Monate. Die Rückzahlung kann auf zehn Jahre ausgedehnt werden. Der Zinssatz werde sich dem jeweiligen allgemeinen Zinsniveau „anpassen“, heißt es beim Sparkassenverband DSGV. Wie hoch die Zinsen konkret sind, liegt zudem im Ermessen des jeweiligen Instituts vor Ort. Die bundesweit größte Sparkasse, die hamburgische Haspa, will 5,95 Prozent nominal verlangen.
Die 1.328 genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken (VR) verzichten noch auf ein gemeinsames Produkt, nachdem man bislang auf die Kreditanstalt KfW-Bank gehofft hatte. Die nennt als neuen Termin das Sommersemester 2006. Bis dahin könnten auch diejenigen Länder starten, die wegen ihrer Studiengebühren an den Unis in der Pflicht stehen, ein zusätzliches Kreditangebot zu unterbreiten. Für ältere Semester hält die Kreditanstalt schon seit längerem einen günstigen „Bildungskredit“ bereit.
HERMANNUS PFEIFFER