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Berliner SzenenSchlange Kaiser's

Aus der Zukunft

Die Frau kommt offensichtlich aus einer anderen Welt

Nachmittags bei Kaiser’s in der Schlange. Lediglich eine Kasse ist geöffnet, es staut sich. Eine Frau Anfang zwanzig kommt mit vollem Einkaufswagen an eine unbesetzte Nebenkasse und beginnt, ihre noch nicht bezahlten Waren in Tüten zu packen. Stellt die beiden vollbepackten Tüten aufs Band. Wartet. Es passiert: nichts.

Als die Kassiererin die Frau bemerkt, bittet sie sie, doch bitte herüberzukommen: Die Kasse, die sie sich zum Bezahlen ausgesucht habe, sei auf absehbare Zeit nicht besetzt. Die Frau versteht nicht. Die Kundin hinter mir übersetzt ins Englische.

Die Frau kommt nun also herüber, überholt dabei sämtliche Wartenden, inklusive mir, stellt ihre Tüten aufs Band. Die stoische Kassiererin bittet die Frau, ihre Tüten wieder auszupacken. Die Frau versteht nicht. Die Kundin hinter mir übersetzt ins Englische. Die Frau packt ihre Tüten wieder aus. Die Kassiererin zieht die Waren übers Band. Die Frau packt sie wieder ein, bezahlt und geht.

Offensichtlich scheint die Frau, offensichtlich ist sie neu in Berlin, aus einer Welt zu kommen, in der Einkaufen anders funktioniert, besser, stressfreier; in der Anstehen, Warten und KassiererInnenkontakt auf ein Minimum reduziert sind. Ein auch nur annähernd adäquates Serviceniveau in Berlin anzutreffen, wird für sie leider unmöglich sein.

Was wird passieren, wenn sie versucht, einen Termin beim Berliner Bürgeramt zu bekommen und feststellt, dass sie dafür sechs Wochen warten muss? Nur um dann, endlich im Bürgeramt angekommen, zu begreifen, dass Termin nicht wirklich Termin bedeutet und das Warten nun einfach weitergeht. Womöglich wird sie spätestens dann, zutiefst erschrocken ob der hiesigen, vergleichsweise steinzeitlichen Verhältnisse, das Weite suchen und Berlin für immer den Rücken kehren.

Andreas Resch

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