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Bundesweites Mutterglück

Niedersachsens Sozialministerin Ursula von der Leyen soll unter Kanzlerin Merkel das Familienressort übernehmen

Wenn es noch Mutterkreuze gäbe, sie hätte gleich mehrere: Nicht zuletzt wegen ihrer ausgesprochenen Gebärfreudigkeit schien die siebenfache Mutter Ursula von der Leyen (CDU) bereits vor der Bundestagswahl als neue Ministerin für das Ressort Familie, Senioren, Frauen und Jugend so fest zu stehen wie der triumphale Sieg von Angela Merkel. Als gestern die ersten Meldungen über den Ticker liefen, dass Merkel sich in der Kanzlerfrage gegen Schröder durchgesetzt hat, stieg sofort auch wieder der Kurswert von der Leyens. Die niedersächsische Sozialministerin werde nach Berlin wechseln, meldete dpa, darauf habe sich die Union „intern verständigt“.

Drei Wochen habe von der Leyen in ihrem Backsteinhaus in Sehnde bei Hannover auf ungepackten Kisten gesessen, berichtete die Nachrichtenagentur. Jetzt ist die Tochter des ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht wohl nicht mehr aufzuhalten. Wenn sie nach Berlin gehe, dann richtig, hatte von der Leyen bereits im Sommer angedroht. In ihrem Handgepäck wird sie „Ponys, Ziegen, Mann und sieben Kinder“ (dpa) mitführen.

Was eine Ministerin von der Leyen in Berlin bewirken will und kann, steht freilich noch in den Sternen. Eine erste Schlappe hatte sie schon im Wahlkampf just in dem Augenblick einstecken müssen, als sie erstmals bundespolitisch auf sich aufmerksam machte. In einem großen Interview in der Welt forderte von der Leyen ein drittes kostenloses Kindergartenjahr – eine Forderung, die ihre künftige Chefin Merkel postwendend als „nicht bezahlbar“ zurückwies.

Andererseits hatte es von der Leyen in nur anderthalb Jahren von der Stadtverordneten zur Landesministerin mit Kolumne in der Bildzeitung gebracht. Und: Anders als die kinderlose Angela Merkel eignet sie sich zum role-model einer jüngeren CDU-Generation, zumal sie den inoffiziellen niedersächsischen Rekord im Dauerlächeln hält.

Unterdessen ist in der niedersächsischen CDU bereits der Kampf um von der Leyens Nachfolge ausgebrochen. Im Gespräch sind derzeit die Bundestagabgeordnete Maria Flachsbarth und die sozialpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Mechthild Ross-Luttmann. Während Flachsbarth in ihrer Heimatregion Hannover als „schwer durchsetzbar“ gilt, wiegelte Ross-Luttmann mit den Worten ab: „Denkbar wäre auch ein Mann.“ taz

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