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MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Die Gegenwart, das mal ganz prinzipiell angemerkt, wird halt aus der Vergangenheit gemacht.

Deswegen hat das gar nicht viel mit Retro zu schaffen, wenn man in den Liedern von Chris Cohen so Fingerzeige hört, dass man immer mal rufen will, dass das jetzt ziemlich nach den mittelspäten Stereolab klingt und dies ein bisserl mehr nach den mittelfrühen Soft Machine. Was a) ja erst mal ziemlich positive Bezugswerte sind, die b) nur als Assoziationen mitklingen und dabei den Liedern von Cohen, dem aus Los Angeles kommenden, mal mit Deerhoof verbandelten Musiker, nichts von ihrem eigenen Charakter nehmen: ein hübsch zerstreuter Pop, der gar nicht auf besondere Griffigkeit aus ist. Mit Band spielt Cohen am Donnerstag in der Berghain-Kantine (Am Wriezener Bhf., 21 Uhr, 13 €).

Leitmotiv Vergangenheit, das motorische Prinzip: Weil doch alles immer wieder und immer wieder neu wiederholt werden muss. Der Hit des Krautrock. Mit Driftmachine – Andreas Gerth (Tied & Tickled Trio) und Florian Zimmer (Saroos) – hat man dabei die gegenwärtige Variante mit einem flackernden Pulsieren. Funktioniert wohl am besten, wenn sich diese Musik bei einem halbwachen Dämmer in den Körper schummeln darf zum Abdriften. Am Samstag stellt das Duo sein neues Album „Colliding Contours“ im Neuköllner Spektrum vor (Bürknerstr. 12, 20 Uhr). Gleichfalls am Samstag: das Synästhesie-Festival in den Ufo Sound Studios, wo neben einer Reihe von Kraut-inspirierten Bands wie The Warlocks und Cavern of Anti-Matter mit dem Ex-Neu!-Gitarristen Michael Rother auch ein echtes Krautrock-Original auftritt und dabei bestimmt seinen Hit „Flammende Herzen“ spielt (Greifswalder Str. 23a, 16 Uhr,34 €). Am Dienstag schließlich hört man im Urban Spree ein Echo auf Krautrock aus Japan, mit Minami Deutsch aus Tokio, das seine Musik auf einem Label names Guruguru Brain veröffentlicht und in seinen musikalischen Trips die Motorik von Neu! und Can derart getreulich beherzigt, dass die auch so Titel wie „Übergleich“ tragen dürfen (Revaler Str. 99, 21 Uhr, 10 €).

Außerdem muss sich die Vergangenheit nicht vorwerfen lassen, dass sie immer noch dabei ist: also Family 5, die – „Monarchie und Alltag“ mal außen vor gelassen – allweil besseren Fehlfarben, und der Flowerpornoes-Sänger Tom Liwa, der große Ungebeugte unter den deutschen Liedermachern. Beide spielen am Sonntag. Erstere stellen im Badehaus ihr neues Album „Was zählt“ vor (Revaler Str. 99, 20 Uhr, 21 €), Zweiterer gastiert im Roten Salon (Rosa-Luxemburg-Platz, 20 Uhr, 15 €).

Jetzt aber auch mal an die Zukunft und Frank Zappa denken („Don’t forget to register to vote“). Am 18. September hat man die Wahl.

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