: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Ja, das ist natürlich ein wichtige Angelegenheit, für die es unbedingt das Theater braucht: „Wie Europa gelingt“. Und weil da eher der Einsatz einer versierten Supernanny erforderlich ist, kann man den Regisseur Rainer Holzapfel unbedingt beglückwünschen, dass er mit Katja Hensel eine solche gefunden hat. Die Schauspielerin und Dramatikerin hat sich nämlich bereiterklärt, bei dieser „EU-Familienaufstellung“ nicht nur den Text (mit Oliver Spatz) beizusteuern, sondern auch ihre Bühnenwirkung zur Verfügung zu stellen. Das Stück war 2007 beim Festival 100° zuerst zu sehen und ist nun da angekommen, wo es hingehört: im Festsaal des Roten Rathauses. Eintritt nach Anmeldung (europa-online@senatskanzlei.berlin.de). An der Schaubühne geht es diese Woche um einen Schöpfungsmythos, nämlich die Geschichte von Prometheus, der den Menschen gegen den Willen der Götter das Feuer brachte und zur Strafe an einen Felsen gekettet wurde. In Jossi Wielers Inszenierung von Aischylos’ „Prometheus. Gefesselt“ wird Ernst Stötzner ab Donnerstag diese Urfigur verkörpern. Mit einer Gegenfigur zu diesem Urbild des menschlichen Fortschritts und der Erkenntnis wartet ab heute Abend die Volksbühne auf, und zwar mit einem Stück des wüsten brasilianischen Dramatikers Nelson Rodrigues: „Der Mann mit dem goldenen Gebiss“. Es geht um die verschiedenen Arten von Höllen, die das Leben so zu bieten hat, und die Volksbühnendramaturgie wirft viel versprechende Rodrigues-Zitate unters Volk: „Mein Genre ist das ‚widerliche Theater‘, ich will den Leuten im Parkett Typhus und Malaria auf den Hals schicken!“ zum Beispiel. Als hätten wir mit der Schweinegrippe noch nicht genug. Da tröstet nur, dass die Ansteckungsgefahr hier als gering einzuschätzen ist – Rodrigues ist seit fast dreißig Jahren tot.
■ „Wie Europa gelingt“: Rotes Rathaus, Mi. ■ „Prometheus. Gefesselt“: Schaubühne, ab Do.
■ „Der Mann mit dem goldenen Gebiss“: Volksbühne, ab heute