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MUSIK

MusikPhilipp Rhensiushört auf den Sound der Stadt

Wir sind alle nur Gäste auf Erden, und die ersten Jahre waren schön. Dann wurde es kompliziert. Für manche war der einzige Ausweg die Affirmation: Schulabschluss, Job, Eigenheim. Die anderen hatten ihre Subkulturen mit alternativen Werten. Früher war das mal Punk, heute sind es vielleicht noch einige Spielarten von Clubmusik, allen voran düsterer Techno, aber auch Dubstep oder Post-Industrial. Eine Gelegenheit, diese Stile vereint zu erleben, ist das Festival „Berlin Atonal“(24. – 28. 8., Kraftwerk, Köpenicker Str. 70), für all jene, die ein gewisser Hang zur lagebedingten schlechten Laune vereint.

Neben fast vergessenen Pionieren wie dem isländischen Künstlerehepaar für experimentelle Videokunst Steina und Woody Vasulka (26. 8., 18 Uhr) sind wieder einige Vertreter der neuen Düsterheit zu Gast. Da wäre der New Yorker Noise-Techno-Rebell und L.I.E.S.-Chef Ron Morelli (25. 8.) oder das britische Post-Industrial-Dub-Duo Raime (25. 8.), aber auch Dub­step-Veteranen wie Headhunter und Pinch aus Bristol (28. 8.) sowie Veronica Vasicka (27. 8.), Inhaberin des legendären Labels „Minimal Wave“ und bekannt für ihre energetischen Sets zwischen Post-Punk und Cold Wave.

Für die, die es angesichts der letzten Sonnenstrahlen des Sommers vorziehen, nicht den ganzen Tag in einem fensterlosen Ex-Kraftwerk zu verbringen und dennoch elektronischen Klänge zuzuhören, gibt es ein paar gute Alternativen. Techno-Freunden, die Deutschland hassen, sei am Freitag der Besuch der Party „love techno, hate germany“ im aboutblank nahegelegt (Markgrafendamm 24c, 26. 8., 0 Uhr).

Wem das zu viel des Negativen ist, kann seine geplagte Seele am Sonntagmittag auf dem schönen Wüstengelände des ehemaligen DDR-Funkhauses erholen, wo „Block B Ambient“ dem Tempo der Stadt entfliehende Konzerte verspricht. FreundInnen gleichermaßen abstrakter wie körperwärmender Klänge sind die Auftritte von Clubmusik-Avantgardisten wie Dasha Rush, Burnt Friedman oder Shackleton empfohlen, der seinerseits erstmals mit dem Pianisten Takumi Motokawa performt (Nalepastraße 18, 28. 8, 12 Uhr).

Ähnlich entschleunigend wird es am Montag im jungen Neuköllner Off-Space „La Plaque Tournant“. Dort wird u. a. der elektroakustische Musiker Jean-Baptiste Favory aus Paris seine Stücke „Microsphères“ und „Big Endings“ vorstellen. Anschließend spielt der Meister für akusmatische Musik (Musik, deren Klangerzeuger nicht identifizierbar ist) Philippe Blanchard aka Lieutenant Caramel ein Konzert des Stücks „Katas­trophe II“, in dem das Knistern des Feuers „den Rhythmus eines an die Oberfläche steigenden Gerüchts“ vorgibt (Sonnenallee 99, 29. 9, 19 Uhr).

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