„Hält die Welt zusammen“

Physiker erklärt im Planetarium Higgs-Teilchen

■ 53, der Physiker ist am Hamburger Forschungszentrum Desy der Direktor des Bereichs Hochenergiephysik und Astroteilchenphysik.

taz: Herr Mnich, was ist denn das Higgs-Teilchen?

Joachim Mnich: Oh, um das bis ins letzte Detail zu erklären, brauche ich zwei Stunden am Ende des Teilchenphysikkurses. Aber vereinfacht gesprochen ist das Higgs ein ganz fundamentaler Baustein der Natur, der erklären würde, wieso Materie überhaupt eine Masse haben kann.

Warum ist das mit der Masse so wichtig?

Wir verstehen die Natur über Symmetrien, die es uns erlauben, Formeln aufzustellen, mit denen man dann erklären kann, was die Welt im Innersten zusammenhält. Diese Symmetrien erfordern eigentlich rein rechnerisch, dass die Teilchen keine Masse haben. Higgs und andere Forscher haben einen Trick vorgeschlagen, der diese Symmetrien erhält und gleichzeitig erlaubt, dass Teilchen eine Masse haben.

Sehr abstrakt.

Naja, ohne das Higgs-Teilchen müssten wir diese befriedigende mathematische Erklärung für den Zusammenhalt der Welt aufgeben und uns was ganz anderes ausdenken. Versuchen wir es mit einem Beispiel: Das Elektron hat eine sehr kleine Masse. Hätte es keine, gäbe es keine Atome.

Und dann?

Dann gäbe es mich nicht, Sie nicht, die Erde nicht, die Sterne nicht. Ein masseloses Universum kann man sich zum Beispiel vorstellen wie das Universum der Photonen, also der Lichtteilchen. Wie ist es dort?

In diesem Universum liegt die Temperatur bei 2,7 Grad über dem absoluten Nullpunkt. Die einzige Abwechslung, die es dort gibt, sind Stellen, die ein Tausendstel Grad wärmer oder kälter sind. Das ist ja schon sehr anders, als das Universum, wie wir es kennen.  INTERVIEW: ILK

Vortrag: 19.30 Uhr, Planetarium