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Zeitungstod

Österreich Das „Wirtschaftsblatt“wird eingestellt

Österreich verliert wieder eine Tageszeitung. Das Wirtschaftsblatt wird am 2. September zum letzten Mal erscheinen. Das kündigte am Dienstag die Verlagsgesellschaft Styria an. Die 66 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien bereits verständigt worden.

Das Wirtschaftsblatt wurde erst 1995 gegründet und hatte zuletzt 82.000 Leser. Das bedeutet eine Reichweite von 1,1 Prozent. Unter den Bestverdienern mit mehr als 4.000 Euro netto im Monat lag die Reichweite bei 6,3 Prozent. Als verkaufte Auflage (bei 16.000 Abos) gab die Österreichische Auflagenkontrolle (ÖAK) lediglich 20.380 Stück an. Man habe in den vergangenen zehn Jahren Verluste von 17 Millionen Euro erwirtschaftet, erklärte Markus Mair, der Vorstandsvorsitzende der Styria Media Group. Der Betriebsrat zeigte sich in einer schriftlichen Stellungnahme „unendlich traurig“. „Der Versuch, die Kosten schneller herunterzufahren als die Umsätze und Leserzahlen, ist gescheitert“, hieß es dort.

Auch Franz C. Bauer, Vorsitzender der Journalistengewerk­schaft, sieht eine verfehlte Politik für das Scheitern des Spartenblattes verantwortlich: „Sparen hat bedeutet, die teuren Leistungsträger abzubauen.“ Der Medienwissenschaftler Matthias Karmasin plädierte im Interview mit dem Ö1 Radio für eine Reform der Presseförderung. Statt Vielfalt solle man Qualität fördern. Anders könne man der Digitalisierung nicht begegnen. Beim für Medien zuständigen Kanzleramtsminister Thomas Drozda (SPÖ) rennt er damit offene Türen ein. Bei der für Herbst anstehenden Neugestaltung der Presseförderung könne es „nicht um die Etablierung eines Instruments der Verlustabdeckung gehen, sondern vielmehr darum, Kriterien wie die Qualität von Journalismus und die Ausbildung zu fördern“. Die Styria will ihre Wirtschaftsberichterstattung jetzt in ihrem Flaggschiff, Die Presse, verstärken. Cash Cow des Verlags ist die in der Steiermark in hoher Auflage vertriebene Kleine Zeitung.

Ralf Leonhard

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