Unterm Strich:
Der syrische Flüchtling und Künstler Eyad Alkhateeb lebte nach seiner Ankunft in Deutschland ein halbes Jahr lang in einem Zelt, das er sich mit vier anderen Männern teilte. Was ihm in einer der vielen schlaflosen Nächte durch den Kopf ging, zeigt der gelernte Bildhauer ab Freitag in der Städtischen Galerie „Kubus“ in Hannover. Das Besondere dabei: Der 33-Jährige hat auf die Innenwände des Zelts, in dem er untergebracht war, gezeichnet. Es sind Bilder, die von seiner Flucht aus Syrien und den ersten Monaten in der Flüchtlingsunterkunft in Hannover-Badenstedt erzählen. Zu sehen sind viele leidende Gesichter und eine gereckte Faust mit Esslöffel. In der Notunterkunft habe es oft Streit bei der Essensausgabe gegeben, so Alkhateeb. In einem weiteren Ausstellungsraum können sich die Besucher ein Video über Damaskus sowie Fotos der syrischen Hauptstadt vor und nach der Zerstörung ansehen. Alkhateeb wird dazu einen Text auf Arabisch lesen, eine Art Liebeserklärung an seine Heimat. Die deutsche Übersetzung liegt aus. Die Ausstellung „Eyad Alkhateeb: An Inside Look“ ist bis zum 21. August geöffnet. Alkhateeb lebt mittlerweile in einer eigenen Wohnung in Hannover. Er hofft, dass seine Frau und seine Kinder bald nach Deutschland nachkommen können. Bilder von ihnen sind ebenfalls auf den Zeltwänden zu sehen.
Das Kunstprojekt „Before I die“ der US-amerikanischen Künstler Candy Chang in Paris wird von französischen Medien und im Netz kritisiert. Die Schriftinstallation weckt bei einigen ungute Erinnerungen an die vergangenen Anschläge, „makaber“ und „schrecklich“ lauten die Kommentare. Auf Schiefertafeln können Reisende im Bahnhof Gare de Lyon schreiben, was sie vor ihrem Tod noch machen möchten. „In Frieden leben“ und „Dir sagen, dass ich dich liebe“ ist dort unter anderem zu lesen. Die französische Staatsbahn SNCF verteidigt das Kunstwerk. Es werde womöglich missverstanden, sagte ein Sprecher. Das Unternehmen habe nach den Anschlägen von Nizza mit 85 Toten eine Absage erwogen, sich dann aber doch für das Projekt entschieden. „Man findet immer jemanden, den das schockiert, aber das ist die Rolle der Kunst“, so der Sprecher.
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