piwik no script img

Archiv-Artikel

Wer ist stärker?

Fronten im Arbeitskampf im Einzelhandel sind verhärtet. Arbeitgeber sind Warnstreiks der Gewerkschaften egal

Von ky

bremen taz ■ Es geht beiden Seiten ums Prinzip. Die Gewerkschaften fürchten, dass die Tarifverträge bundesweit als solche in Gefahr sind – die Arbeitnehmer glauben, dass ihre Wettbewerbschancen verringert werden, wenn sie die bestehenden Tarifverträge nicht mit Öffnungsklauseln versehen. Diese sollen Flexibilisierungen der Arbeitszeiten ermöglichen, ebenso niedrigere Einstiegsgehälter für Langzeitarbeitslose oder Auszubildende. Das will Richard Schmid, Sekretär der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in Bremen keinesfalls hinnehmen. Er organisiert deshalb Warnstreiks, so wie gestern früh vor den drei Real-Märkten in Bremen. Rund 150 Mitarbeiter haben sich nach Verdi-Angaben an dem vierstündigen Ausstand beteiligt. Sie verlangen Lohnerhöhungen um 3,5 Prozent und einen Mindestlohn von acht Euro die Stunde. „Über den Horror-Katalog der Arbeitgeber verhandeln wir nicht“, so Schmid.

Genau das will aber Norbert Caesar, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Nordsee erreichen. Die Umsätze seien rückläufig, die Unternehmen bräuchten flexiblere Handlungsmuster, um darauf reagieren zu können. Der Tarifvertrag regle nur die Grundlinien für die Beziehungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, meint er. Viele Mitarbeiter sähen das ein und würden schon deshalb nicht den Streikaufrufen der Gewerkschaft folgen, so Caesar. Vor weiteren Verdi-Aktionen hat der Verhandlungsführer keine Angst: „Dem sehen wir gelassen entgegen.“ Verdi hat derweil für die nächsten Tage weitere Streiks angekündigt, will die Arbeitgeber so an den Verhandlungstisch zurück zwingen. ky