LESERINNENBRIEFE
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Öffentliche Toilette gesucht

betr.: „Harndrang: Das pisschen Park“, taz vom 27. 7. 2016

Danke für diesen guten Hinweis, Claudius Prößer. Genau zur richtigen Zeit. Vor circa einem Monat hatte ich dem Bezirksamt/Grünflächenamt Charlottenburg geschrieben, dass bitte über öffentliche Toiletten im Lietzenseepark, sowohl südlich als auch nördlich der Neuen Kantstraße nachgedacht werden sollte.

Hier gibt es das zusätzliche Problem, dass früher öffentliche Toiletten im ehemaligen Parkwächterhaus vorgehalten wurden. Was sich drastisch geändert hat, als der Vertrag nicht verlängert wurde, konnte man riechen! Auf meinen Vorschlag, wenigstens eine mobile Toilette aufzustellen, wurde auf die Gefahr der Versenkung im See hingewiesen. Ihren Hinweis auf die Öffnungszeiten der Gastronomie finde ich sehr gut. Im Sommer beginnt das Partyleben im Lietzenseepark erst richtig nach Betriebsschluss der meisten Gastronomiebetriebe.

Dass in unserer zivilisierten Welt seitens der Verwaltung nicht an ein Mindestmaß an Hygiene gedacht wird, empfinde ich als blamabel. In Deutschland, dem Land der Dichter und Denker, einer Kulturnation, dem reichsten Land der Eurozone, werden die menschlichen Grundbedürfnisse im öffentlichen Raum nicht wahrgenommen?! Ein Rückfall ins Mittelalter, in die Steinzeit!

Sind Verwaltung und Politik nicht für das Vorhalten von Toiletten verantwortlich, auch wenn sie nicht von der Privatwirtschaft/ Werbeindustrie querfinanziert werden? Kann denn nicht ein winziger Betrag unserer Steuern bei uns hier unten verbleiben?

Norbert Voß, 2. Vorsitzender Bürger für den Lietzensee e. V.

Wildtierverbot für Zirkusse!

betr.: „Maya geht gern spazieren“, taz vom 19. 7. 2016

Diese taz-Beitrag ist leider gleich in mehrerer Hinsicht problematisch: Die Autorin macht es sich zu einfach, wenn sie die Beziehung zwischen Alfred Scholl zur Elefantendame Maya im Circus Busch Schollini als innig und ausgelassen beschreibt. Doch so unproblematisch ist die Beziehung zwischen einem 4,5 Tonnen schweren Wildtier und seinem Dompteur in der realen Welt nicht. Gerade die Liste der Unfälle von Elefanten im Zirkus ist lang. Ausbruchsichere Gehege sind mit der erforderlichen Mobilität eines Zirkusses nicht vereinbar. Unfälle mit Schwerverletzten oder gar tödlichem Ausgang für Passanten und Tiertrainer, wie die tödliche Elefantenattacke im Jahr 2015 in Süddeutschland, sind keine Einzelfälle.

In Deutschland leben mehr als 50 Elefanten in Zirkussen. Die gesetzlichen Bestimmungen für die Haltung von Tieren im Zirkus – die Zirkusleitlinien – sind sehr schwach und zudem rechtlich nicht bindend. Um dies an einem Beispiel zu verdeutlichen: Nach den gesetzlichen Bestimmungen für Zoos – dem Säugetiergutachten – brauchen Elefanten ein mindestens 1.000 Quadratmeter großes Außengehege. Laut den Zirkusleitlinien reichen dagegen gerade mal 250 Quadratmeter.

Elefanten sind zudem Herdentiere, die soziale Strukturen brauchen. Das kann eine menschliche Bezugsperson nicht ersetzen. Sogar die ohnehin schon laschen Zirkusleitlinien fordern, dass Elefanten nicht allein gehalten werden dürfen, doch für Mayas Einzelhaltung gibt es derzeit eine Ausnahmegenehmigung.

In der Wildnis legt eine Elefantenherde bis zu 12 Kilometer täglich zurück. In einem fahrenden Zirkusbetrieb werden Tiere in engen Zirkuswagen von Auftritt zu Auftritt transportiert und dort in kleinen, unstrukturierten, provisorischen Gehegen gehalten. Elefanten werden in manchen Zirkussen nicht selten über viele Stunden lang angekettet, und das den größten Teil des Jahres. Mangelnde Beschäftigungsmöglichkeiten sowie der Zwang, widernatürliche Tricks in der Manege aufzuführen, tun ihr Übriges. Erwiesenermaßen ist die Folge, dass Zirkuselefanten vermehrt unter Stereotypien, haltungsbedingten Krankheiten, Wachstumsstörungen und einer verkürzten Lebenserwartung leiden.

Inzwischen sprechen sich auch immer mehr führende Experten wie etwa die FVE Federation of Veterinarians in Europe (vergleichbar mit der Bundestierärztekammer) gegen die Haltung von Wildtieren in fahrenden Zirkussen aus. Ein Großteil der Deutschen plädiert ohnehin schon lange für ein Verbot von Wildtieren im Zirkus, wie immer wieder repräsentative Umfragen belegen. Auch auf politischer Ebene wird aktuell über ein bundesweites Wildtierverbot für Zirkusse diskutiert. In 19 von derzeit 28 Mitgliedstaaten der EU besteht bereits ein zumindest teilweises Wildtierverbot. Über 60 deutsche Städte und Gemeinden vermieten keine öffentlichen Flächen mehr an Wildtierzirkusse.

Diese Fakten passen nicht zu der heraufbeschworenen Idylle des taz-Beitrages. Zurück bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Nach wissenschaftlichem Stand fehlen Maya grundlegende Faktoren, damit sie sich objektiv betrachtet „gut“ fühlen könnte.

Denise Schmidt, Stiftung VIER PFOTEN Deutschland