: Der Joker aus dem Osten
In der sächsischen SPD, der er erst 1995 beitrat, ist Wolfgang Tiefensee stets als Joker betrachtet worden: 1998, als er vom Jugend- und Bildungsdezernenten zum Leipziger Oberbürgermeister aufstieg. 2002, als ihn Kanzler Schröder schon einmal nach Berlin holen wollte. 2004, als ihn seine Parteifreunde bei der Landtagswahl am liebsten als Spitzenkandidat gegen Georg Milbradt von der CDU ins Rennen geschickt hätten.
Tiefensee hatte es jedoch nie nötig, jeden karriereversprechenden Strohhalm zu ergreifen. Der Elektronikingenieur kalkulierte seine Chancen genau und setzte Prioritäten. Die Leipziger Olympiabewerbung war eine solche, die freilich trotz seines Cellospiels bei der Präsentation der Stadt scheiterte. Geschadet hat ihm weder dieser Misserfolg noch die zahlreichen Affären in der Olympia-GmbH und in der Stadtverwaltung. Der Christ, friedensbewegte DDR-Bausoldat und Vater von vier Kindern wurde in diesem Jahr erneut zum Oberbürgermeister gewählt.
In diesem Amt holte der heute 50-Jährige zwar BMW und Porsche nach Leipzig, trat aber verkehrspolitisch kaum in Erscheinung. Sächsische Sozialdemokraten erwarten, dass er als Verkehrsminister eine Autobahnvignette für Pkw einführt. Und sie hoffen, dass er nach einem Intermezzo in Berlin 2009 Ministerpräsident werden wird. MIB