Das EM-Halbfinale und Klaus Beyers Beatles-Geburtstag: Es war ein harter Tag
Ausgehen und Rumstehen
VON Detlef Kuhlbrodt
Am Donnerstagabend vor dem Club39 verlieren die Unsrigen gegen Frankreich. Schade, dass es nicht umgekehrt ausgegangen ist. Es ist aber nicht weiter schlimm und wird schon seine Richtigkeit haben. Eine Freundin aus Hongkong schickt eine Mail. Sie berichtet, ihr Freund habe viel Fußball in der Nacht geguckt und fragt, wie sich Deutschland bei der Euro so machen würde. Ich freue mich darüber, dass sie das Ergebnis noch nicht weiß, und erzähle von den „Heldentaten“ der Unsrigen – zum Beispiel Höwedes – und wie sie dann doch verloren haben.
Am Freitag feiert Ringo Starr, der ehemalige Schlagzeuger der Beatles, seinen 75. Zufälligerweise hat Klaus Beyer am selben Tag Geburtstag. In den Neunzigern war der ehemalige Kerzendreher als fünfter Beatle berühmt geworden. Weil Klaus die Beatles so mochte, aber selbst kein Englisch sprach, hatte er 1980 damit begonnen, die Alben der „Fab Four“ mit Wörterbuch zu übersetzen und neu aufzunehmen.
Samples und Remontage
Mit Sampletechnik hatte er die Instrumentalpassagen der Songs aneinandermontiert und dazu seine Textversionen gesungen. Einige Alben hatte er auch mit Super-8 in seiner Kreuzberger Wohnung verfilmt. Seine Version der „Yellow-Submarine“-Schallplatte zum Beatles-Animationsfilm ist etwa ein kleines Meisterwerk. Das Neueinspielen aller Beatles-Alben hatte mehr als 20 Jahre gedauert. Zwischen 2001 und 2011 war Beyer auch Teil des Ensembles von Christoph Schlingensief.
1998 hatte ich Klaus Beyer zum ersten Mal bei einem schönen Benefizkonzert im Bethanien gesehen. Weil Frank Behnke, der ehemalige Gitarrist der Band „Mutter“, einen Dokumentarfilm über Beyer gedreht hatte – „Das andere Universum des Klaus Beyer“ (1994) – , war er als Kerzendreher in einer Kerzenfabrik entlassen worden. Deshalb hatte es das Benefiz gegeben, auf dem alle guten Berliner Bands – etwa Mutter und Stereo Total – aufgetreten waren. Auch bei der diesjährigen Gala zum 64. Geburtstag von Klaus Beyer im „Watt“ sind Stereo Total wieder dabei. Das „Watt“ ist die Nachfolgekneipe des Künstlerlokals „Rumbalotte“. Um 20 Uhr ist noch kein Publikum in Sicht. Brezel Göring trägt ein schönes neues Hemd, an dem das Preisschild noch dran ist. Er findet das lustig; Françoise Cactus findet es eher komisch. Später kommen dann doch Zuschauer. Es ist ein sehr nettes, sympathisches Publikum. Die meisten kennen Klaus schon viele Jahre und können seine Beatles-Lieder auswendig.
Durch den Abend führt ein Conferencier im festlichen, weißen Anzug. Er heißt Michael Schumacher, hatte früher mal mit Behnke in der Avantgardeband Terminated Alien gespielt und arbeitet als Moderator beim „Radiokombinat“. Es ist schön, Klaus Beyers kleine Filme wieder zu sehen; den Sketch, in dem er stotternd nach Arbeit sucht, sein berühmtes MTV-Video „Die Glatze“ usw. Dann spielt er zwei Lieder im Sergeant-Peppers Kostüm zusammen mit Stereo Total. Weil ihm dann zu warm wird im Scheinwerferlicht, zieht er die Uniform wieder aus. Auch Marco Brosolo und Herrmann Herman begleiten ihren Freund „Claudio Beyer“ bei einigen Stücken. Lieder wie „Es war ein harter Tag“, „Imagine“, „Die Ballade von John und Yoko“, „Wenn ich 70 bin“, oder „Schaff dir nie ein Auto an“ ziehen vorbei. Letzteres „handelt von einem kleinen Hund, wo ein Pärchen zusammengekommen ist“ und enthält auch Bläser. Der Abend endet klassisch mit dem „Gelben Unterwasserboot“. Und die EM der Fußballspieler endet mit Weedman und den anderen im Club39.
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