Berlinmusik: Sexy Maschine
Eine ziemlich charmante Liebesbekundung an den Synthesizer formulieren die Sängerin Manon Heugel, Keyboarderin Marie Klock und Bassistin Christina Riesenweber. In „Machine Sexy“ wiederholen die Berliner Musikerinnen aka Laisse-Moi, gebetsmühlenartig den Slogan „Korg/Ich will mit dir/ Korg spielen“. Korg, so heißt einer der bekanntesten Synthesizerhersteller, der offenbar auch bei der deutsch-französischen Band hoch im Kurs steht. Eine sexy Maschine halt. Und die Achtziger, die Hochzeit des Synthpop, sind ganz eindeutig eine wichtige Referenz für die drei Musikerinnen. Kim Wilde oder Kate Bush mögen einem bei der gut produzierten ersten EP „Blue Spot“ in den Sinn kommen, die vier Songs darauf sind für die Tanzfläche gemacht, eher Disco als Club. Je verspielter die Stücke und je mehr sie sich von altbekannten Synthie-Klangflächen lösen, desto spannender wird es. Ein bemerkenswertes Debüt ist Laisse-Moi da gelungen, dem man nur manchmal noch mehr Mut wünscht, sich von Hit- und Song-schemata zu lösen – mit dem Song „Machine Sexy“ zeigen sie ja, dass sie dies können.
Auch Carla Dal Forno ist eine vielversprechende Künstlerin mit neuem Projekt. Der aus Australien stammenden Musikerin wurde bereits mit ihren Projekten Fingers und Tarcar internationale Aufmerksamkeit zuteil. Die erste EP unter neuem Namen veröffentlichte sie auf dem in Underground-Kreisen geschätzten Label Blackest Ever Black, „Fast Moving Cars“ heißt das Debüt.
In gewisser Weise ist der Labelname Programm, denn die Stimmung der beiden Stücke ist düster, fast apokalyptisch. Wie mit den Vorgängeracts macht Carla Dal Forno experimentelle, elektronische, sperrige Avantgardemusik.
Die zwei Songs auf „Fast Moving Cars“ klingen dabei in etwa so, als hätte man Nico in die Jetztzeit versetzt und ihr einige schwerfällig-sonore Klangflächen und klackernde Beats untergejubelt. Diese unterkühlte Slomo-Atmosphäre passt in jedem Fall bestens zum Gesang Carla Dal Fornos.
Vielleicht braucht man ein bisschen, um zu ihrer Musik zu finden – wenn man den Stücken aber die Zeit gibt, dann bekommt man zur Belohnung große zeitgenössische Klänge ins Ohr, die vor allem live ihre volle Wirkung entfalten dürften. Zwei Songs, die Lust machen auf mehr musikalische Finsternis. Jens Uthoff
Laisse-Moi: „Blue Spot“, EP (Solaris Empire/Broken Silence), 7. 7., Urban Spree, 21 Uhr
Carla Dal Forno – „Fast Moving Cars“, EP (Blackest Ever Black), 14. 7., Acud, 20 Uhr
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