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LESERINNENBRIEFE

Die Kuh hat Hörner

betr.: „So rechnet sich die Milch“, „Der Geist von Brodowin“, taz vom 4. 6. 16

Super, endlich mal eine schön handfeste taz mit Fahrrädern und Kühen, Milch und Ökodorf! Und die Kuh hat sogar Hörner, endlich, prima!

Allerdings: Wenn der konventionelle Milchbauer je einen Hammer oder ein Brot kaufen will, muss er 45 Cent pro Liter Milch bekommen statt nur 35, wie Susanne Messmer schreibt.

Und was Brodowin angeht, wundere ich mich. War da nicht noch was? Die Geschichte von einem tapferen Hort ostdeutscher Alternativbewegung, der es gelang, dieses Dorf vor Erwerbslosigkeit zu bewahren, durch heldenhaften Einsatz mehrerer Menschen? Im taz-Artikel klingt es, als sei der Hauptbetrieb Brodowins zu einem Großbetrieb ohne Menschen unter Ägide eines einzigen Geschäftsführers geworden, der sich mit seinen Mitarbeitern sozusagen nicht mehr gemeinmacht. Bloß weil viele von ihnen anfangs tatsächlich sehr wenig Ahnung vom Ökolandbau hatten?

Der Bericht vom Hof der Bessels ist sympathisch und freundlich. Prima, dass er reinkam. Aber wie vermarkten sie ihre Milch?

Und die Story von Hannelore Gilsenbach klingt interessant – nur fehlt der Zusammenhang zur Gründung des Ökodorfs, oder er war zumindest mir nicht verständlich. Und letztlich auch die Bemerkung von Michael Wimmer zu Brodowins Verdiensten im wichtigen letzten Artikel, der schärfer hätte ausfallen dürfen, denn die Brandenburger Landwirtschaftspolitik ist katastrophal und dumm hoch fünf. Das sind schwierige Zusammenhänge, und die verständlich rüberzubringen ist nicht leicht, das stimmt, aber sehr wichtig.

Weiter so, aber bitte, bitte mit mehr Tiefgang.

ELISABETH MEYER-RENSCHHAUSEN, Berlin

Zu wenig Kontrolle

betr.: „Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse“, taz.de vom 7. 6 16

Fehlt noch der Hinweis, dass es den Fußgängern mit ihrem Raum im Straßenverkehr ähnlich ergeht wie den Fahrradfahrern.

Gehwege werden spätestens zum erweiterten Parkraum für die Autofahrer, wenn die legalen Plätze knapp werden. Meist aber schon vorher. Die Bußgelder sind minimal, Kontrollen finden viel zu selten statt.

DOKTOR B., taz.de

Tränen oder Selbstjustiz

betr.: „Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse“, taz.de vom 7. 6. 16

Richtig lustig wird es, wenn Autofahrer dann noch die Belehrung anderer übernehmen. Es gibt tatsächlich Leute, die meinen, ein knappes Überholmanöver oder ein saftiges Schneiden sei legitimes Mittel zur Verkehrserziehung.

Wenn dir ein Autofahrer nach einer „knappen Aktion“ mitteilt, es sei mit voller Absicht geschehen, ist man so überrascht, dass es schwerfällt, sich zwischen spontanem Tränenerguss oder totaler Selbstjustiz zu entscheiden.

FRIEDRICHH, taz.de

Räder auf Gehwegen

betr.: „Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse“, taz.de vom 7. 6. 16

In der gesamten Diskussion bisher vermisse ich einen ganz entscheidenden weiteren Punkt: Kinder.

Wenn ich mit meiner zweijährigen Tochter unterwegs bin, dann habe ich auf bestimmten Fußgängerwegen permanent echte Todesangst um sie, weil ein schnell heranfahrender Radfahrer ihre auf dem Fußweg berechtigten, sehr unberechenbaren Richtungswechsel nicht vorhersehen kann. Und ich kann immer nur in eine Richtung schauen, auch wenn ich versuche, alle Richtungen abzudecken. Ich war selbst passionierte Fußwegfahrerin. Allerdings habe ich mich auch vor meinem Kind immer dem Fußgängerverkehr angepasst oder bin dann auf der Straße gefahren. Ich verstehe es wirklich nicht, wenn Menschen – zumTeil mit Kindersitzen – wie die Vandalen auf viel belaufenen Fußwegen fahren. UHU, taz.de

Gewohnheitsrechte

betr.: „Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse“, taz.de vom 7. 6. 16

Vergehen, die nicht geahndet werden, mutieren in den Augen der Gesetzesbrecher zu Gewohnheitsrechten. Das gilt bei Steuerhinterziehung genauso wie beim Falschparken. Hier helfen nur konsequente Ahndung und Anhebung der Geldbußen. Doch Achtung: Die Autolobby schreit dann „Abzocke“, wohlwissend, dass es in Wirklichkeit um ihren illegalen Parkraum geht.

VELOFISCH, taz.de

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