: Forschung: Annette Schavan
Annette Schavan (CDU) wird die Wissensministerin im Kabinett Angela Merkels. Die 1955 geborene Philosophin und Theologin galt von Anfang an als gesetzt für diese Position. Aber was war schon sicher im Umfeld der strauchelnden Kanzlerkandidatin? Schavan, die zehn Jahre lang Kultusministerin in Baden-Württemberg war, wird ein enges Vertrauensverhältnis zu Merkel nachgesagt; dennoch hat auch die politische Freundin bei den Macht- und Personalspielchen Blessuren abbekommen.
Eine Nacht lang war Schavan Fast-Bundespräsidentin gewesen. Am Tag darauf, als einem Mann der höchste Job im Staate zugefallen war, nahm sie’s professionell. Dennoch wirkte sie unkonzentriert – was bei der Karrierekatholikin sonst nicht vorkommt. Ihr Aufstieg von der 20-jährigen „sachkundigen Bürgerin“ im Schul- und Umweltausschuss der Stadt Neuss (1975) über die Geschäftsführung der Frauenunion (1988) zur präsidiablen Ministerin war makellos.
Nun ist Annette Schavan die gewiss beste Wahl für einen der wichtigsten Posten in einer schrumpfenden Gesellschaft, den der Bildungs- und Forschungsministerin. Dennoch provoziert ihre Berufung Fragen. Was soll sie auf einem Ministersessel, den die Union – wegen der Bildungshoheit der Länder – am liebsten ganz abgeschraubt hätte? Geht die im Rheinland geborene Schavan als Leibgardistin Merkels ins Kabinett? Als getreue Soldatin freilich eignet sich Schavan nicht. Dafür ist sie zu schlau. CIF