„Fenster auf fürs Christkind“

Ina Bruchlos liest Kunst-Geschichten zum Advent

■ 45, studierte Visuelle Kommunikation und Kunst. Lebt seit 1998 als freie Künstlerin in Hamburg und hat mehrere Kurzgeschichten-Bände veröffentlicht.

taz: Frau Bruchlos, glauben Sie an den Weihnachtsmann?

Ina Bruchlos: Ich komme ja aus Süddeutschland, und da gibt es so etwas nicht. Dort glaubt man ans Christkind.

Sie auch?

Früher schon. Ich habe mir das immer als Mädchen mit langen blonden Haaren vorgestellt. Wie einen Engel. Und ich finde das ganz beruhigend. Später war ich mal in Holland und habe erfahren, dass der Weihnachtsmann dort zusammen mit dem bösen Schwarzen Piet kommt. Das muss für die holländischen Kinder weit härter sein als für die süddeutschen.

Und die Hanseaten?

Die sind etwas prosaischer. Einmal zum Beispiel habe ich meine Hamburger Freundin zu Weihnachten mit nach Süddeutschland genommen. Es zeigte sich, dass sie diese ganzen Riten gar nicht verstehen konnte.

Inwiefern?

Als sie ins Wohnzimmer mit weit geöffnetem Fenster kam, fragte sie: „Was ist das denn für eine Lüftungsorgie?“ Meine kleine Nichte war empört: „Wie soll das Christkind denn sonst reinkommen?“ Meine Freundin: „Aber der Weihnachtsmann kommt doch durch den Kamin!“ Darauf das Kind: „Erstens, welcher Kamin, und zweitens, welcher Weihnachtsmann?“ Da bestehen gehörige kulturelle Unterschiede.

Handelt Ihre Lesung von solchen Weihnachts-Varianten?

Nein, darin soll es ja um Kunst gehen. Da werde ich vielleicht einen Text über Museumsaufsichten, moderne Kunst und eine urkomische Lärm-Maschine lesen, die ich neulich in einem Spielzeugladen gesehen habe.INTERVIEW: PS

Lesung „Künstlerische Worte zur Weihnacht“: Sonntag, 19 Uhr, Mathilde Bar, Bornstraße 16