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KUNST

KunstNoemi Molitorschaut sich in Berlins Galerien um

Scheinbar abstrakt sind Hideaki Yamanobes Gemälde von reduzierter Farbigkeit in der Galerie Dittmar. Und doch sind da immer wieder Hinweise, sich durch Stück für Stück angedeutete, doch nie aufdringliche Assoziationsräume bewegen zu können. Landschaften lassen sich vermuten, hier und da versteckt sich etwas im grauen Nebel der weißen Acrylschichten, florale Formen, aber auch – in Rot, der vierten Farbe, die Yamanobe erlaubt – Konstruktionen, die durch einen Kontrast von schweren und leichten Komponenten eine schemehafte Körperlichkeit entwickeln. Die deutlich abstrakteren Arbeiten, bei denen meist Sand der Acrylfarbe beigemischt ist, vermitteln ein Gefühl extremer Oberflächenspannung. Der Arbeitsprozess lässt sich unweigerlich nacherleben. Denn Yamanobe treibt die Sandfarbe förmlich vor sich her. Auf „Jan. 16 – Daylight“ streicht er sie in zwei gegeneinanderstrebende Richtungen aus. Das Weiß wird gleichzeitig zum oberen und unteren Bildrand gedrängt. Es ist derart allumfassend an der Leinwand entlanggezogen, dass sich an den äußersten Bildrändern ein schwarzer Untergrund unter dem Weiß herausdrückt, der das Gemälde rahmt (bis 11. 6., Di–Sa, 12–18 Uhr, Auguststraße 22).

Eindeutig erkennbare Landschaften von der Arktis bis zur Antarktis zeigt Adam Jeppesen zurzeit in der Gallery Taik Persons. Nachbearbeitung und Druckverfahren verleihen den Fotoarbeiten eine Poster-artige Ausstrahlung: Beim näheren Herantreten an den 233 x 300 cm großen Tintenstrahldruck „BO-Uyuni“ (2015) – eine der wenigen Arbeiten in Farbe, die Eisschichten vor einem weitläufigen Horizont zeigt – werden Farbauslassungen sichtbar, die dem Bild eine sanfte Körnigkeit verleihen. Was hier als Feinstruktur auf der Oberfläche geschieht, ist in am Kopierer erzeugten Schwarz-Weiß-Arbeiten in den Raum hineingehoben: Silberne Stecknadeln, je nach Winkel zunächst unsichtbar, bilden eine zweite, plastische Bildebene, zum Teil durch Wölbungen verstärkt, die durch Zusammenfalten des Papiers entstanden sind. Die Formationen, die Jeppesen auf diese Weise anlegt, fügen sich geschmeidig in die Bildkomposition ein und operieren als subtile Verweise auf Navigationsverfahren, seien es Sternenkarten oder künstlerische Wege, den Blick zu lenken. Neueren Arbeiten ist eine Ebene der Unmittelbarkeit hinzugefügt: Jeppesen druckt sie bei Nacht direkt am Entstehungsort auf fotosensibles Papier. Aus­lassungen und Spuren chemischer Reaktionen verbleiben auf dem Bild und unterstreichen eine nebelartige Atmosphäre. Es ist, als stehe man vor einer Wand aus gefrierendem Regen (bis 30. 7., Di–Sa, 11–18 Uhr, Lindenstr. 34).

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