WEIHNACHTEN BEI KARSTADT : Extreme Action
In der Spielzeugabteilung von Karstadt am Hermannplatz findet Fup eine Kugelbahn. Fup wirft eine Kugel hinein. Sie läuft durch komplizierte Röhrensysteme und plumpst dann irgendwo wieder heraus. Ich gucke der Kugel zu und denke: Toll, wie die Kugel so rumkugelt. Dann strolchen wir durch die Gänge. Ein kleiner Eisbär stöhnt, wenn man ihn berührt. Irgendwo bellt ein Hund. Er hat ein Sensorium für vorbeigehende Weihnachtsgeschenkekäufer. Es gibt erstaunlich viel Kriegsgerät und Fantasiefiguren mit großkalibrigen Vernichtungswaffen aller Art. Schließlich entdecken wir eine Eisenbahn. Fups Bestreben besteht darin, möglichst schnell möglichst große Katastrophen herbeizuführen.
Auf einem Bildschirm, der direkt neben mir steht, läuft Werbung für ein Kampfspiel: „Monsuno Wild Core. Die Monster in deiner Hand. Der Kampf beginnt. Extreme Action.“ Dabei explodieren irgendwelche Dinge, zähnefletschende Ungetüme wechseln sich in schnellen Schnitten und grellen Farben ab. Und immer wieder in Endlosschleife: „Monsuno Wild Core. Die Monster in deiner Hand. Der Kampf beginnt. Extreme Action.“ Nachdem ich das fünfzig Mal gehört habe, bin ich reif fürs Sanatorium.
Ein Zauberer bringt Kindern das Hütchenspiel bei, das sich in der Wendezeit großer Beliebtheit erfreut hat, weil man Touristen damit abzocken konnte. Ein in Pumphosen steckender junger Mann schleicht durch die Gänge und schenkt Fup einen Lolli. Nachdem er ihn klebrig gelutscht hat, gibt er ihn mir. Ich entsorge ihn zwischen „Monsuno Wild Core“ und „Star Wars“. Dann gehen wir an einem überlebensgroßen Eisbären für 499,90 vorbei nach Hause. Wahrscheinlich ist das der Vater des kleinen Eisbären, der quäkt, wenn man ihn berührt. Den Eisbärenvater berühre ich lieber nicht. Wer weiß, was dann passiert. KLAUS BITTERMANN