: Katzenkiller gibt klein bei
Zu laut hat ein Jäger aus Dithmarschen das Erschießen von Haustieren verteidigt. Vom Amt als Kreisjägermeister trat er zurück – wegen Belästigung durch Anrufe. Sein Landesverband hat ein Disziplinarverfahren gegen ihn angestrengt
Kater Moritz ist gerächt, ein wenig jedenfalls. Vor zwei Wochen hatte der Jäger Volker Quade aus Schleswig-Holstein in einem ZDF-Beitrag freimütig bekannt, das Tier und andere Katzen erschossen zu haben – obwohl er wusste, zu welcher Familie es gehörte. Gestern trat Quade von seinem Amt als Kreisjägermeister in Dithmarschen zurück. „Mir ist es wichtig, dass das Ansehen der Jägerschaft nicht geschädigt wird und persönliche Diffamierungen meiner Familie beendet werden“, begründete er den Schritt. Der taz sagte er, er sei nach Ausstrahlung der Sendung massiv am Telefon belästigt worden.
Doch nicht nur Tierschützer hatte Quade gegen sich aufgebracht – auch andere Jäger hörten es nicht gerne, dass einer der Ihren offensiv die Position vertrat, Haustiere zu erschießen. „Die Äußerungen sind nicht nachvollziehbar, wir distanzieren uns entschieden davon“, sagt Anke Nuy, Sprecherin des Deutschen Jagdschutzverbandes. „Wenn alle Jäger so wären, hätte ich meinen Job längst geschmissen.“ Nuy weist darauf hin, dass die Landesjägerschaft Schleswig-Holstein wegen Rufschädigung des Vereins ein Disziplinarverfahren gegen Quade angestrengt habe. Ob Quade danach noch weiter als Jäger tätig sein darf, ist offen. Der Landesverband hingegen will sich zu dem Verhalten seines Mitgliedes und dem Verfahren gegen ihn nicht äußern. Der Präsident der Landesjägerschaft, Jürgen Hammerschmitt, vermeidet deutliche Worte zum Thema. Er stellte den Vorfall als Einzelfall dar. Im ZDF-Beitrag hatten mehrere Jäger bestätigt, dass es eine gängige Praxis sei, Katzen zu erlegen.
Laut Gesetz ist ein Stubentiger zum Abschuss frei gegeben, wenn er sich mehr als 200 Meter vom Haus entfernt, er gilt dann als wildernd. Allerdings ist die Regelung eine „Kann-Bestimmung“, wie der Deutsche Jagdschutzverband deutlich macht. Die meisten Jäger würden verantwortungsvoll damit umgehen und sich darauf beschränken, verwilderte Katzen zu erlegen.
Quade selbst will sich nicht mehr zu der Angelegenheit äußern. Das sei für ihn gegessen. Er beschwert sich über eine „missverständliche Medienberichterstattung“. Wenig missverständlich hingegen war seine Darstellung, wie er den Kater Moritz erschossen hatte. Er stellte vor laufender Kamera nach, an welcher Stelle er den Kater wie erschossen hatte und kündigte an, auch das zweite Tier der Familie zu erlegen, sobald es sein Revier betrete.
Benjamin Moldenhauer