: Kritik an Kita-Kürzung
Pädagogen des DRK und der Lebenshilfe sind die Leidtragenden der Kürzungen im Sozialressort. Leiden nun auch behinderte Kinder?
bremen taz ■ 15 Mitarbeiter mussten gehen. Gerhard Behlau, Bereichsleiter Kinderhilfen und Kinderförderung beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Bremen, ist darüber „not amused“. „Der Wegfall der Aufträge für die integrative Hilfe hat uns völlig unvorbereitet und bis ins Mark getroffen“, sagt er. Früher haben seine Heil-, Sozial- und Behindertenpädagogen 260 Kinder betreut, nun sind es nur noch die Hälfte. Der Bremer Eigenbetrieb Kita Bremen hat statt dessen eigene Erzieher mit den Integrationsaufgaben betraut. „Unsere Mitarbeiter hatten besondere Qualifikationen, die sie besonders für den Umgang mit behinderten Kindern prädestinierten“, sagt Behlau. Bei Kita Bremen müssten nun auch Erzieher ohne Zusatzqualifikation den besonderen Anforderungen der Kids gerecht werden.
Der Personalrat von Kita Bremen sieht das etwas anders. Die Erzieher seien bereit, „wie sonst kaum andere Mitarbeiter im öffentlichen Dienst“, sich fortzubilden und Zusatzausbildungen zu absolvieren, meint Rainer Müller: „Und das ohne hinterher mehr Geld zu verdienen.“ Der Personalrat ist froh, dass überhaupt ein großer Teil der Erzieher neue Arbeitsverträge bekommen hätten – wenn auch befristet. Die Leidtragenden seien die freien Träger, die Personal entlassen müssten. „Das ist wie ein Verschiebebahnhof“, meint Müller.
Am Ende des Gleises stehen die Pädagogen der Lebenshilfe Bremen für Menschen mit geistiger Behinderung. „Wir haben die Hälfte unseres Auftragsvolumens eingebüßt. Bei uns betrifft die Nicht-Verlängerung der Verträge in diesem Jahr 10 bis 15 Leute“, sagt Marco Haar von der Lebenshilfe. Die Pädagogen seien abhängig von den Bremer Aufträgen. Einzelne Mitarbeiter stünden jetzt auf der Straße. „Keine Erzieher, sondern gut ausgebildete Pädagogen“, sagt Haar, der weitere Auftragseinbußen im kommenden Kindergartenjahr fürchtet. Die Betreuung behinderter Kinder leide unter den Kürzungen beim Personal, die Kontaktaufnahme für Behinderte mit ihrer Umwelt werde mehr als erschwert, wenn kein genügend geschultes Personal die Kinder fördere.
Der Personalrat von Kita Bremen sieht Handlungsbedarf: Es gebe weiteren Bedarf an Erziehern, die diejenigen 200 Mitarbeiter vertreten müssten, die sich in einem Förderprogramm in Reaktion auf die PISA-Studie fortbildeten. Rainer Müller nimmt dabei auch den designierten neuen Bürgermeister in die Pflicht: „Er hat angekündigt, dass er Kinder fördern will. Da steht er im Wort. Hier darf im Haushalt nicht weiter gekürzt werden.“ kay müller