Showmaster hungert

UKRAINE Sawik Schuster protestiert gegen Sendeverbot

KIEW | Sawik Schuster, der bekannteste Talkshowmaster der Ukraine, ist in einen Hungerstreik getreten. Damit will der Journalist mit kanadischer und italienischer Staatsbürgerschaft gegen den Entzug der Arbeitserlaubnis Anfang der Woche protestieren.

Der Journalist habe bei der Einreichung seines Verlängerungsantrages verschwiegen, dass gegen ihn ermittelt werde, so die Behörden. Nach ukrainischem Gesetz kann Ausländern, die eine Vorstrafe haben oder gegen die ermittelt wird, die Arbeitserlaubnis entzogen werden. Schuster habe, so der Vorwurf, 2008 einen Kredit von 1,34 Millionen Euro nicht fristgerecht bedient und Steuern in Höhe von 75.000 Euro hinterzogen sowie 13 Millionen Dollar nicht korrekt deklariert.

In einer live übertragenen Pressekonferenz äußerte sich der Showmaster, oftmals den Tränen nahe, zu den Vorwürfen: „Hinter diesen Vorgängen steht Präsident Poroschenko“, sagte er. Noch zu Zeiten von Präsident Wiktor Janukowitsch habe Poroschenko Sendeverbote verhindert und sich als echter Europäer gezeigt. Doch inzwischen redeten die Machthaber nur von Europa, führten das Land aber ins tiefste Asien. „Poroschenko ist ein Stalinist mit Offshore­konten“, sagte Schuster, „die Ukra­i­ne nähert sich heute immer mehr Putins Russland. Ich will aber nicht in der Sowjetunion und nicht unter Stalin leben.“ Er sei „Patriot Europas“.

Die Bevölkerung steht mehrheitlich auf Schusters Seite. Laut einer Befragung des Senders Echo der Ukraine glaubt der Großteil, dass die Machthaber den Showmaster durch den Entzug der Arbeitserlaubnis mundtot machen wollen. Schuster gilt als unliebsamer Kritiker.

Unterdessen äußerte sich Wiktor Janukowitsch, der Schusters Arbeit nie geschätzt hatte, aus dem russischen Exil zu dem Hungerstreik: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“, kommentierte der ehemalige Präsident hämisch über Twitter.

Bernhard Clasen