LeserInnenbriefe
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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Ethnozentrismus der AfD

betr.: „Ein brodelnder Kessel Braunes“, taz vom 2. 5. 16

Durch die im Grundgesetz verankerten Grundrechte hat jeder Mensch das Recht auf eine eigene Meinung, Religionsfreiheit und Gewissensfreiheit. Die AfD trägt nichts für die Integration der Einwanderer in Deutschland bei, sondern schadet dieser eher, da die Gesellschaft immer stärker gespalten wird und sich kleine rabiate rechtsradikale Gruppen bilden.

Nur weil jemand den muslimischen Glauben vertritt, heißt das nicht, dass er weniger für die Gemeinschaft tun wird oder sich weigert, sich zu integrieren. Der Islam verdient nicht weniger Religionsfreiheit als das Christentum, da dies eine Reduzierung auf eine religiöse Gruppierung ist, was alles andere als Integration beschreibt! Reiner Ethnozentrismus der AfD.

SAHIL AIRY, Nidderau

Lektüre für Frau Merkel

betr.: „Unzensiert“, Sonderausgabe Türkei, taz vom 3.5. 16

Liebe taz-Redaktion, herzlichen Dank für diese türkisch-deutsche Sonderausgabe am vergangenen Dienstag, die uns allen vor Augen führt, was Journalismus wirklich bedeutet. Und mit welchem Risiko für Leib und Seele türkische Reporter, denen es um Aufklärung geht, ständig leben müssen.

Diese Texte sollte Frau Merkel lesen, um ihre scheinheilige Beziehung zur türkischen Regierung zu korrigieren.

DETLEF SCHEFFEN, Berlin

Gute Idee

betr.: „Je mehr Repression, desto mehr Satire“, Sonderausgabe Türkei, taz vom 3. 5. 16

Diese Ausgabe war eine gute Idee! Ich hoffe nur, dass es genug Leser dafür gab, insbesondere bei denen, deren Stimme Erdoğan immer wieder zu ergattern versucht.

Der Satiriker Serkan Altuniğne hat einen guten Einblick in seine Arbeitsbedingungen, aber auch in die türkische Mentalität gegeben, Kritik zu äußern: indirekt, etwas verdreht umschrieben und um die Ecke. Der Cartoon auf dem Titelblatt war spitze! Außerdem hat er total recht damit, dass Satire blüht – at it’s best – , wenn Repression zunimmt. Das konnte man umgekehrt sehen, als in Ungarn der Kommunismus am Ende war: Auf einmal verschwanden die hochkarätigen bissigen Satiren und Shows aus den Clubs und wurden flach und langweilig.

ILONA HORN, Marburg

Kreativer Beitrag

betr.: „Unzensiert“, Sonderausgabe Türkei, taz vom 3. 5. 16

Hut ab! Eine taz auf Türkisch! Ein sehr kreativer Beitrag in der aktuellen Integrationsdebatte! JULIA ENGELS, Elsdorf

Neoliberal verdorben

betr.: „‘Links-rot-grün verseucht‘, und das ist gut so“,taz vom 2. 5. 16

Ein kluger Kommentar von Micha Brumlik („In Gefahr und höchster Not droht die SPD unterzugehen“, taz vom 3. 5. 16) und eine mir sauer aufstoßende Titelschlagzeile vom Tag zuvor.

Ich halte diese Republik nicht für links-rot-grün versifft. Ich halte diese Demokratie für neoliberal verdorben. Den real existierenden Kapitalismus als irgendwie links zu bezeichnen halte ich für grundfalsch. Im Gegenteil: Der Neoliberalismus als Extremkapitalismus ist ökonomischer Rechtsextremismus. Und ich kann mich nicht an linke, soziale und friedliche Politik seit dem Fall der Mauer erinnern.

Warum bedient man die Argumentation der Rechten? Die wachsenden Einkommensunterschiede, prekäre Jobs, weltweiter Steuerbeschiss, Krieg überall, Nazis auf den Straßen, und, und und. Das soll das Ergebnis linker Politik sein? Nur weil SPD und Grüne fett mitgemacht haben?

Wenn linke Parteien rechte Politik machen, sind die eben nicht mehr links. Bitte nicht schon wieder Dolchstoßlegende: Die Scheiße haben Rechte gebaut! ACHIM SCHATTEN, Köln

Wie nennt sich unser System?

betr.: „TTIP-Leaks. Schwerer Schlag für Geheimniskrämer“, taz vom 3. 5. 16

In der Sache TTIP eine kurze Frage mit der Bitte um eine kurze Antwort: Wie nennt sich korrekt die Regierungsform, in der wir uns zurzeit befinden? Demokratien sind politische Systeme, in denen Macht und Regierung vom Volk ausgehen, indem dieses an allen Entscheidungen, die die Allgemeinheit verbindlich betreffen, beteiligt ist: Hierzu benötigt es (das Volk) natürlicherweise Kriterien zur Wahlentscheidung. Bei TTIP sind diese offenbar zukunftslenkenden wichtigen Kriterien dem Volk verborgen, selbst von uns zu wählenden Entscheidungsträger (Landtagsabgeordnete) erhalten keine Einsicht in diese geheimen Papiere, obwohl die Landesregierungen im Bundesrat über TTIP abstimmen sollen. Wenn aber Wahlen ohne Wahlkriterien keinen Sinn ergeben, wird als unmittelbare Folge auch keine Demokratie mehr praktiziert. Wie also nennt sich jetzt unser System? Mir fiel Wirtschaftsautonomie ein, aber dazu habe ich nichts gefunden. Wer hilft weiter? ULRICH ESCH, Göttingen