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Das Ding, das kommtIn die Jahre gekommen

Sneaker ins Museum stellen, wie jetzt in Hamburg, liegt voll im Trend Foto: Museum für Kunst & Gewerbe

Sneaker im Museum ansehen? Die Teenager-Tochter schaut mich irritiert an: Was soll daran interessant sein? Na, wie sie sich langsam ins Stadtbild geschlichen haben, sage ich: sneaky, hihi – und bin kurz selbst irritiert, dass ich schon in derselben Vater-Witzchen-Liga spiele wie damals mein eigener.

Dass sie Flügel bekommen haben, finde ich interessant, dass einige heute so aussehen, als hätten sie Saugnäpfe zum Wändehochlaufen unter der Sohle oder Sprungfedern wie einst Inspektor Gadget – aber den kennt sie gar nicht mehr. Dass man sich im Internet personalisierte Schuhe bestellen kann und Leute vor Läden übernachten, um die neuesten Modelle als Erste zu ergattern: was für verrückte Entwicklungen!

Dann erzähle ich auch noch von unserer im Rückblick plötzlich nicht mehr ganz so trendy wirkenden Hausarbeit über Trendsportarten und die ersten Turnschuhe mit Sohlen wie aus Marshmallow Fluff, mit denen man sich ja eher ein Lebensgefühl als einen Schuh kaufe, im Soziologie-Seminar über Technikfolgenabschätzung. Und natürlich wie Joschka Fischer damals als Erster ... Aber da hat sie längst die Kopfhörer ins Ohr gesteckt und ist mit ihrem Smartphone ganz woanders.

Und ich tippe „Sneaker“ und „Museum“ ins Smartphone – zehnmal so langsam wie die Tochter – und schaue mir diese Typen an, die jetzt überall Turnschuhe ins Museum stellen: noch älter als ich! Männer wie der Schauspieler Oliver Korittke, der in Berlin mit zwei Kumpels das Urban-Art-Museum „Generation13“ eröffnet hat, das rund 2.000 Schuhmodelle aus 25 Jahren ausstellt, dazu Action-Figuren von He-Man bis Ryo. Kürzlich, lese ich dann noch, ist Korittke öffentlich ausgerastet, weil er auf einem Werbeplakat für eine große Billigschuhladenkette „nur ’ne Werbefresse“ sei. Ich bin drauf reingefallen – hat sich dann aber als Viral-Video-Kampagne entpuppt.

Dann zieht die Tochter doch noch mal die Stöpsel aus den Ohren und sagt: „Ich dachte, Jugendliche haben immer schon Sneaker getragen.“ Aber ich gucke nur beschämt auf meine Lederschuhe: Sowas finde ich heute schick. Und in diesen Skaterschuhen kriege ich ja auch längst so fiese Käsemauken wie Mutti früher in ihren Tennisschuhen. Zu Hause schleiche ich mich in den Keller und schaue mir meine alten ausgelatschten Vans Hitek an. Und denke: Alter, du gehörst doch auch schon ins Museum! MATT

„Sneaker. Design für schnelle Füße“. Eröffnung: Fr, 13. Mai, Museum für Kunst & Gewerbe, Hamburg. Bis 28. August

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