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Archiv-Artikel

Ausspähen im Ozean leichter

Die Bundesmarine nimmt zwei neue U-Boote in Betrieb, die sich geräuschlos im Meer bewegen können. Ihr Antrieb ist dank Brennstoffzelle leise – um verdeckt zu ermitteln

Die Marine nutztdie Brennstoffzellenicht ökologisch,sondern militärisch

BERLIN taz ■ Ausspähen im Ozean soll für die deutsche Marine ab sofort leichter werden: Gestern nahm sie zwei neue, leise U-Boote in Eckernförde in Schleswig-Holstein in Betrieb. Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) war dabei, als der Befehl „Heiß Flagge und Wimpel“ erging. Die beiden U-Boote U31 und U32 haben den innovativsten und leisesten Antrieb der Welt: eine Brennstoffzelle.

Die Zellen verbrennen Sauerstoff und Wasserstoff – und produzieren so elektrischen Strom. Abgase entstehen keine. Nur ein Wasserstrahl wird geräuschlos ins Meer geleitet. Der Wasserstoff wird in besonderen Metall-Zylindern gelagert, der Sauerstoff wird in Hochdrucktanks mitgeführt. Das Unterseegefährt ist damit mehrere Wochen lang nicht auf Frischluftzufuhr angewiesen.

Auch zahlreiche Autohersteller experimentieren derzeit mit dem Brennstoffzellenantrieb – aus ökologischen Gründen. Für die Marine gibt es vor allem militärische Erwägungen, die für die neue Technik sprechen.

Unter Wasser ist jeder Ton kilometerweit zu hören – und verrät den eigenen Standort. Das macht U-Boote angreifbar. Herkömmliche Motoren vibrieren und sind laut. Die Brennstoffzelle funktioniert hingegen weitgehend geräuschlos. Die Schall-Ingenieure haben aber noch weitere Neuerungen entwickelt, damit das U-Boot nicht geortet werden kann.

Sie haben das U-Boot mit einer vier Millimeter dicken Gummischicht überzogen. Zudem haben sie die Schiffsschraube neu designt, und zwar sichelförmig. Ihre Nebengeräusche sollen nun leiser sein als die Lebenslaute von Delphinen.

Und noch eine Neuerung: Normalerweise strahlen Schiffe ein verräterisches Magnetfeld aus. Das der neuen U-Boote ist frisiert, weil in der Außenhülle Magnetspulen eingebaut wurden. Auf den Überwachungsschirmen eines Gegners soll das Unterseegefährt nun wie eine Cola-Dose aussehen.

In Wahrheit hat das U-Boot die Form eines Walfisches, ist 56 Meter lang und im Inneren mit neuester Satellitentechnik ausgerüstet. Außerdem mit an Bord: Videokameras, Sensoren zum Aufspüren chemischer Stoffe und Nachtsichtgeräte.

Erst seit Ende des Kalten Krieges konzentriert sich die Marine derart stark auf die Entwicklung von Tarnstrategien. Das hängt damit zusammen, dass die U-Boot-Flotte seitdem einen neuen Auftrag hat: Statt feindliche Schiffe zu zerstören, soll sie nun vor allem verdeckte Aufklärungsarbeit leisten. Sie soll den Schiffsverkehr, die Seewege und die Häfen kontrollieren. Dafür müssen die U-Boote möglichst lange auf Tauchstation bleiben, und zwar unentdeckt.

Die Bundesmarine hat bislang vier U-Boote des neuen Typs von den Howaldtswerken-Deutsche-Werft (HDW) in Kiel geordert. Die Kosten für das gesamte Projekt – Ausbildung der Besatzung inklusive – belaufen sich auf 1,4 Milliarden Euro. Es gibt die ersten Anfragen aus dem Ausland: Griechenland und Südkorea haben bereits je drei Unterseeboote bestellt. Das ist eine spezielle Exportversion – damit keine militärischen Geheimnisse preisgegeben werden. HR, HG