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heute in hamburg„Beziehungen umkehren“

ETHIK Im Metropolis Kino geht es darum, wie das Ausbeuten von Arbeitern ein Ende haben kann

Foto: privat
Sabine Siehl

53, bei der Johanniter-Unfall-Hilfe fürs Marketing zuständig, engagiert bei der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung.

taz: Was kann man tun, damit der Satz „Die Wirtschaft soll dem Menschen dienen und nicht umgekehrt“ wahr wird?

Sabine Siehl: Der Mensch muss immer im Mittelpunkt stehen. Wir von der Gemeinwohl-Ökonomie möchten die Grundphilosophie der Unterordnung von Arbeitnehmern in Beziehung zum Arbeitgeber umkehren. Es geht um eine gelungene Mischung, bei der es sowohl dem Unternehmen gut geht als auch den Mitarbeitern. Und natürlich ist auch daran zu denken, das ökologische Bewusstsein der Mitarbeiter zu fördern.

Aber wollen Unternehmen nicht vor allem möglichst viel aus Menschen und Mitarbeitern herausholen?

Uns geht es darum, den Mitarbeiter wertzuschätzen und als Teil des Unternehmens zu begreifen, einzubinden und zu fördern. Mit dem Resultat, dass die Mitarbeiter in der Lage sind, sich mit dem Unternehmen zu identifizieren und dass sie generell motiviert sind.

Können Sie das bei der Johanniter-Unfall-Hilfe umsetzen?

Bei der Johanniter-Unfall-Hilfe war mir eine sinnstiftende Sache wichtig. Zuvor war ich lange selbstständig und erst bei den Johannitern habe ich gemerkt, dass ich die Tätigkeiten dort gut mit meinen ethischen persönlichen Werten vereinbaren kann.

Von Kritikern wird die ökonomisch-nachhaltige Entwicklung als antimodern abgestempelt.

Die richtige Frage wäre doch: Was ist modern? Es ist kein Rückschritt zu einem gerechten, einem menschenwürdigen und fairen Miteinander zu kommen. Uns ist es wichtig, erst einmal bei den Unternehmen anzusetzen und einen ersten Schritt in die Richtung zu unternehmen.

Welches Ziel verfolgen Sie mit dem Konzept der ökonomisch-nachhaltigen Entwicklung?

Ich wünsche mir natürlich, dass immer mehr Unternehmen bei unserer Aktion mitmachen. Ich wünsche mir noch mehr Aufmerksamkeit und Präsenz für das Thema. Mittlerweile gibt es bereits 250 Unternehmen weltweit, die sich komplett freiwillig zur Gemeinwohl-Ökonomie bereiterklärt haben, ohne das hierbei mit einem finanziellen Vorteil für sich zu verknüpfen. Ich wünsche mir, dass diese Zahl weiter zunimmt und andere Unternehmen auch mitgerissen und überzeugt werden. Interview:Nora Kaiser

Dokumentarfilm „Work hard – play hard“ mit anschließender Podiumsdiskussion mit der Regisseurin Carmen Losmann, Julian Vester von „Elbdudler“ und Sabine Siehl zu Ethik und Arbeitswelt: Metropolis, Kleine Theaterstraße 10

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