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Archiv-Artikel

Pharmakritik für Laien

Neue Zeitschrift will Patienten durch den Pharma-Dschungel leiten – erstmals werbefrei und unabhängig

BERLIN taz ■ Die Pharmaindustrie gibt fast ein Drittel ihres Umsatzes für Marketing aus, doppelt so viel wie für Forschung und die Entwicklung neuer Medikamente. Wichtigste Zielgruppe dabei sind die ÄrztInnen: Schließlich entscheiden sie mit dem Rezeptblock darüber, ob ein neues Medikament wirtschaftlich erfolgreich wird. Auch die PatientInnen werden bearbeitet: mit Werbung für frei verkäufliche Arzneimittel, mit Info-Flyern, die in den Praxen ausliegen, mit Aufträgen an PR-Agenturen, die Zeitungen druckfertige und kostenlose Artikel zu neuen Medikamenten anbieten. „Die Beeinflussung ist breit und häufig subtil“, sagt Jörg Schaaber von der Zeitschrift Pharma-Brief. Das Problem dabei: Der Patient kann die Informationen, die auf ihn einprasseln, meist nicht beurteilen. Hier will eine neue Zeitschrift jetzt Abhilfe schaffen.

Ist ein Medikament sinnvoll? Zu teuer? Ist es nicht ausreichend erprobt – und kann sogar gefährlich werden? Diesen Fragen will sich Gute Pillen – schlechte Pillen künftig alle zwei Monate widmen. Das bundesweit Einzigartige dabei: Die Zeitschrift enthält keine Werbung und ist unabhängig von der Pharmaindustrie – und auch von den anderen zahlreichen Interessengruppen im Gesundheitswesen. Dafür ist das neue Heft ein Low-Budget-Produkt, und so sieht es auch aus: zwölf schmucklose Seiten im DIN-A 4-Format. Wenig Fotos, viel Text.

Herausgegeben wird das Blatt von drei pharmakritischen Zeitschriften, von denen zwei bislang miteinander konkurrierten: Sowohl das arznei-telegramm als auch Der Arzneimittelbrief informieren seit Jahrzehnten ÄrztInnen und ApothekerInnen sachkundig über Nutzen und Gefahren von Pillen, Spritzen und Co. Die beiden Blätter erreichen bundesweit fast ein Viertel aller Arztpraxen. Dritter im Bund ist der Pharma-Brief der BUKO-Pharma-Kampagne, der sich vor allem an PolitikerInnen und Dritte-Welt-Gruppen wendet.

Die AutorInnen des neuen Heftes stammen meist aus diesen drei Redaktionen. Ihre Quellen sind die internationalen Fachzeitschriften, ihr Maßstab die so genannte Evidence-based Medicine, die Wirkungen und Nebenwirkungen exakt messen und nachweisen will. Berücksichtigt werden aber auch Gebrauchsfreundlichkeit und Preis.SABINE AM ORDE

Infos unter: www.gutepillen-schlechtepillen.de