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Archiv-Artikel

Fast alle sind für den Erhalt der Babyklappen

SOZIALES Jedes gerettete Kind spricht gegen eine Schließung, sagen Fachpolitikerinnen der Parteien

BERLIN dpa | Über die Parteigrenzen hinweg fordern Politikerinnen die Beibehaltung von Babyklappen als Weg zur anonymen Geburt für Schwangere in Notlagen. Der Deutsche Ethikrat hatte empfohlen, diese wegen ethischer und rechtlicher Probleme aufzugeben. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, diese Empfehlung sei „rigoros und lebensfern“. „Jedes Kind, das durch eine Babyklappe gerettet oder vor Schaden bewahrt wird, ist ein Argument gegen die Entscheidung des Ethikrates.“

Ähnlich äußerte sich in der Zeitung auch die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Renate Künast: „Das Recht des Kindes auf sein Leben steht über allem anderen.“ Deshalb sei sie gegen die Abschaffung der Babyklappen. Als „ein Stück lebensfremd“ kritisierte Niedersachsens Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) die Debatte. „Wenn verzweifelte Mütter und Väter in schwersten Konfliktlagen trotz zahlreicher Beratungs- und Hilfsangebote keinen anderen Ausweg finden, müssen wir auch in Zukunft an einem solchen Angebot festhalten“, sagte Ross-Luttmann.

Die bayerische Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) lehnt zumindest eine sofortige Schließung ab. „Wenn auch nur ein einziges Kinderleben durch eine Babyklappe gerettet wird, dann müssen alle Bedenken zurückstehen“, sagte sie dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Es müsse ein Weg gefunden werden, der die Bedenken des Ethikrates und das elementare Lebensrecht eines jeden Kindes verbinde.

Der Ethikrat hatte am vergangenen Donnerstag erklärt: „Die bestehenden Angebote anonymer Kindesabgabe sind ethisch und rechtlich sehr problematisch, insbesondere weil sie das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft und auf Beziehung zu seinen Eltern verletzen.“ Die bisherigen Erfahrungen legten zudem nahe, dass Frauen, bei denen die Gefahr bestehe, dass sie ihr Neugeborenes töten oder aussetzen, von diesen Angeboten nicht erreicht werden, so das Gremium weiter.

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, Petra Sitte, verteidigte die Empfehlung des Ethikrates als mutig. „Es wird unterschätzt, welche Bedeutung es für das Heranwachsen eines Kindes hat, Kenntnis über seine Herkunft zu haben“, sagte sie der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.