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„Komplette Stadt eingestürzt“

Ecuador Schweres Erdbeben trifft Küstenregion des Andenstaats. Mehrere Orte sind zerstört. Zahl der Opfer steigt. Helfer kommen nicht durch, weil die Straßen kaputt sind

Ein Rettungsarbeiter in den Trümmern eines Hauses in der Stadt Pedernales Foto: José Jácome/dpa

von Gereon Asmuth

BERLIN taz | Ein schweres Erdbeben hat mindestens 233 Todesopfer in Ecuador gefordert. Das teilte Präsident Raffael Correa am Sonntag auf Twitter mit. Tatsächlich dürfte die Zahl der Opfer aber noch höher liegen.

Das Beben mit der Stärke 7,8 war das stärkste in Ecuador seit 1979. Es hatte die Küstenprovinz Esmeraldas am Samstag gegen 19 Uhr Ortszeit kurz nach Einbruch der Dunkelheit erschüttert. Es war auch noch in der rund 170 Kilometer entfernten Hauptstadt Quito zu spüren.

Ecuador liegt, wie alle Andenstaaten in Südamerika, am „ring of fire“ – einer Zone, die sich hufeisenförmig über die USA und Japan um nahezu den gesamten Pazifik zieht. In dieser Zone ereignen sich 90 Prozent aller Erdbeben weltweit, weil dort verschiedene Erdplatten aufeinandertreffen.

Das Epizentrum befand sich an der Küste Ecuadors in einem wenig besiedelten, aber bei Touristen beliebten Gebiet mit mehreren Fischerhäfen. Besonders hart getroffen wurde die unmittelbar am Äquator liegende Küstenstadt Pedernales mit gut 40.000 Einwohnern. „Das war nicht nur ein Haus, das eingestürzt ist, sondern eine komplette Stadt“, sagte Bürgermeister Gabriel Alcivar. Er bat dringend um Hilfe, weil viele Menschen verschüttet seien.

Auf Twitter verbreitete Bilder zeigen unter anderem ein schwer beschädigtes Einkaufszentrum in Pedernales. „Wir versuchen, so viel zu tun, wie wir können, aber es gibt fast nichts, was wir tun können“, sagte der Bürgermeister. Man benötige viel mehr Rettungskräfte.

Derzeit könne allerdings niemand nach Pedernales kommen, die Lage sei sehr kompliziert, sagte Vizepräsident Glas laut der ecuadorianischen Zeitung El Comercio. Pedernales ist wie viele Orte an der Küste von der Außenwelt abgeschnitten.

Das Urlauberstädtchen Canoa ist laut Augenzeugenberichten ebenfalls nahezu vollständig zerstört. Allein in der Kirche seien 30 Leichen aufgebahrt worden, heißt es weiter. Bewohner des Städtchens baten per Facebook um die Entsendung eines Rettungshubschraubers, um Verletzte abzutransportieren.

Küstenbewohner bitten per Facebook um die Entsendung eines Hubschraubers

Das ganze Ausmaß der Katastrophe lassen erste Bilder erahnen, die am Sonntagmorgen in sozialen Netzwerken geteilt wurden. Sie zeigen zum Beispiel eine meterweit auseinandergerissene Landstraße bei Portoviejo. Auch in dieser Stadt selbst sollen nach unbestätigten Berichten unzählige Gebäude, darunter Krankenhäuser, zerstört worden sein. Zudem ist ein mindestens zehnstöckiges Apartmenthaus zu sehen, das wie ein Akkordeon zusammengesackt ist.

Die Regierung rief für mehrere Regionen des Landes den Ausnahmezustand aus und schickte etwa 10.000 Soldaten und 3.500 Polizisten zum Einsatz in die Erdbebengebiete. Das teilte Vizepräsident Jorge Glas am Sonntag per Twitter mit. Zudem waren Helfer aus dem Ausland, vor allem aus Mexiko und Kolumbien, zur Unterstützung der Rettungsarbeiten nach Ecuador unterwegs.

Das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbands hat 100.000 Euro Soforthilfe bereitgestellt.

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