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Tröpfchenweise solidarisch

Frankreich hat sich ursprünglich bereit erklärt, innerhalb von zwei Jahren 32.000 Flüchtlinge und Vertriebene aus Syrien aufzunehmen. Die Regierung wollte damit ihren guten Willen demonstrieren. Passend dazu zeigte das französische Fernsehen in einer Reportage, wie sich in München Beamte aus Paris darum bemühten, in Deutschland angekommene syrische Familien zur Weiterreise nach Frankreich zu bewegen. Doch die Franzosen scheinen die Flüchtlinge nicht von ihrer Gastfreundschaft überzeugt zu haben, denn statt Tausenden kamen bisher nur ein paar Hundert Flüchtlinge aus Syrien.

Laut der Tageszeitung Le Monde haben in den griechischen Zwischenlagern gerade mal 0,4 Prozent der befragten Syrer gesagt, sie wünschten sich Frankreich als Exilland. Das passt Paris gut – so lassen sich die niedrigen Zahlen rechtfertigen, ohne eine eigene Schuld daran eingestehen zu müssen.

Trotzdem will Premierminister Manuel Valls bereits vorsorglich die Notbremse ziehen. Er hat bereits mehrfach erklärt, Europa könne nicht weiter Flüchtlinge aus Syrien und Irak aufnehmen.

Sogar die orientalischen Christen, denen Frankreich offiziell eine unbürokratische Aufnahme versprochen hatte, haben es laut Medienberichten immer schwerer, ein ­Einreisevisum zu bekommen. Da scheint zwischen Regierungserklärungen und der Realität ein Widerspruch zu bestehen. Rudolf Balmer

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