Was tun in Hamburg?:
Mo, 10. 4., 20 Uhr, Knust
Einnehmendes Monster
Es ist noch gar nicht so lange her, da hätten nicht mal unverbesserliche Optimisten ein altes Paisley-Hemd auf die Rückkehr der englischen Indierocker The Coral verwettet. Nach einem Jahrzehnt in der Tour-Album-und-von-vorn-Mühle schien 2012 alles gesagt. Die Arbeit am siebten Album, vollmundig angekündigt als bislang ambitioniertestes, wurde abgebrochen. Die Band verschrieb sich eine Pause, die Mitglieder betrieben Soloprojekte und andere Bands; Sänger James Skelly gründete eigenes Label, auf dem 2014 mit „Curse of Love” ein seit 2005 unveröffentlichtes, von Portisheads Geoff Barrow produziertes Album erschein: eine Art Abgesang.
Nun aber haben The Coral doch noch mal Kraft und Mut aufgebracht, das Album zu machen, das schon so lange in ihnen steckte: „Distance Inbetween” ist ein wahres Monster, zugleich dunkel und einnehmend oder, wie es das Musikmagazin Mojo formuliert: „Beautiful but bleak”. Ganz nebenbei könnte es ein Spacerock-Revival ankündigen, was auf bemalte Nackttänzer hoffen lässt, denn, das zeigt ihre Geschichte deutlich: Die Hoffnung stirbt zuletzt, und das zu Recht. LBK
Sa, 9. 4., 14 Uhr, Schmidtchen
Musiktheater interaktiv
Noch ganz grün hinter den Ohren ist die kleine Eule. Aber dann lockt diese ferne Musik, und sie macht sich auf die Reise durch die Genre-Welten. Auf dem Festival-Zeltplatz trifft sie den Rock-Maulwurf, den Jazz erklärt ihr, klar, eine Kellerassel, den Hip-Hop eine kleine Ratte.
Für Unterschiede sensibilisieren wollen Charlotte Simon, Christina Raack und Nina Grätz Kinder mit ihrem Musikhörspiel „Eule findet den Beat“. Nun hat die Entdeckerreise durch die Musikwelt als interaktives Musiktheaterstück den Weg auf die Bühne gefunden. Als erste Produktion für Kinder feiert es im Schmidtchen an der Reeperbahn Premiere. Zu sehen ist das Stück dort dann bis zum 17. April. MATT
Mi, 13. 4., 19.30 Uhr, Literaturhaus
Im Land der Gräben
Es ist ein kleines Land mit einer äußerst lebhaften Literaturszene. Aus Slowenien stammen Aleš Šteger und Goran Vojnović, die die Mentalität und Geschichte ihres Landes erkunden und dabei das Geheimnis und das Surreale finden. Da ist einerseits der 42-jährige Šteger, eigentlich Lyriker, der jetzt seinen ersten Roman geschrieben hat. „Archiv der toten Seelen“ spielt inmitten des Karnevalstrubels in der europäischen Kulturhauptstadt des Jahres 2012, Maribor; Thema ist ein Paar, das eine Verschwörung wittert.
Im Literaturhaus trifft er nun auf Goran Vojnović, Film- und TV-Regisseur sowie Romancier. Sein später auch verfilmtes Debüt „Cefurij raus“, erschienen 2008, brachte dem heute 35-Jährigen eine Strafanzeige vom stellvertretenden slowenischen Polizeipräsidenten ein – und wurde als bester Roman des Jahres geehrt. Der Protagonist seines neuen Buchs „Vaters Land“, Vladan Borojević, stößt eher durch Zufall auf die Vergangenheit seines verschollenen Vaters: als Kriegsverbrecher. Auf der Suche nach ihm reist er quer durchs Land und zeichnet so das Soziogramm einer Region, die sich noch längst nicht vom Jugoslawien-Krieg erholt hat, der tiefe Gräben zwischen den Menschen zog. PS
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