: Schunkeln mit dem Troubadour
Konzert Folksänger Donovan spielte in der Passionskirche seine Hits
Er sang seine Lieder. Und es war schön.
Aber natürlich hatte man seine Zweifel, wie das wohl werden würde mit Donovan, dem britischen Folkie, dem Hippie, dem Psychedelic-Popper, am Mittwoch bei seinem Konzert in der Kreuzberger Passionskirche. Dem so etliche Hits gelungen sind. Und manches eben auch nicht.
Das mit dem Rick-Rubin-Touch hat bei Donovan jedenfalls nicht geklappt, nicht so wie bei Johnny Cash, dem der US-Produzent einen Karriereneustart beschert hat. Donovans Album mit Rubin floppte. Er blieb der Mann der Vergangenheit.
So fand sich fast durchweg ein älteres Publikum ein bei einem halt nun auch schon betagten Sänger. Die Kirche war voll. Auf dem Bühnenpodest Donovan, hockend, allein mit seiner akustischen Gitarre. Rückschau wollte er halten auf sein halbes Jahrhundert im Musikgeschäft. Was, zum Glück für die Hörer, etwas geschummelt war, weil Donovan tatsächlich nur die Songs der ersten (besten) fünf Jahre seiner Karriere spielte. Also die Hits. „Catch the Wind“ zum Einstieg. Schon im zweiten Lied, „Colours“, forderte er sein Publikum zum Mitklatschen auf und war damit ja selbst schuld an der Popbutterfahrtstimmung, die kurz durch die Kirche schunkelte.
Aber eigentlich wollte das Publikum gar nicht animiert werden. Nicht so. Es wollte einfach die alten Lieder hören. Und sich dabei vielleicht noch mal von den Erinnerungen, die sich mit ihnen verknüpfen, berühren lassen. Angefasst werden von seinem eigenen Leben. Früher.Donovan, Jahrgang 1946, plauderte von seinem. Er erzählte dabei, ein klein wenig eitel, natürlich nur die Geschichte seiner Hits. Und er spielte sie. Die ganz frühen Folknummern und die daran anknüpfenden Popsongs, hier halt in der schlichten Gitarrenbuchversion. Und ja, er sang sie mit einer brüchiger gewordenen Stimme, was etwas mit vermehrtem Vibrato weggemeckert wurde.
Wobei gerade dann, wenn er die Defizite seiner Stimme forcierte, der Abend immens an Eindrücklichkeit gewann. Wie ein singsangender Schamane hörte sich Donovan bei „Guinevere“, dem eigentlich recht unbeschwerten „Jennifer Juniper“ gab er mit dieser Stimme etwas fragil Beschädigtes. Es stand dem Lied nicht schlecht.
Und beim „Hurdy Gurdy Man“ klang er wie ein in der Zeit verirrter Troubadour, der er ja auch ist. Eine zittrige Erinnerung. Es war berührend.
Ein Konzert lang durfte man dem Troubadour auf seinem Weg begleiten. Mit stehenden Ovationen dankte man ihm zum Schluss. Und ein wenig dankte man auch sich. Thomas Mauch
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