Was tun in Hamburg?
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Do, 7. 4., 20 Uhr, Café Leonar

Terror-Erschütterung

Nichts gewusst habe sie, gibt die Schriftstellerin Gila Lustiger zu, von der Realität Frankreichs außerhalb des gutbürgerlichen Viertels, in dem sie seit 30 Jahren lebt. Nun ist sie, erschüttert von den Terroranschlägen in Paris im vergangenen November, zum ersten Mal in den Banlieues gewesen. „Terror ist die ex­tremste Form der Integrationsverweigerung“, schreibt sie jetzt in ihrem Essay „Erschütterung. Über den Terror“ (Berlin Verlag 2016, 160 S., 16 Euro). Zwar führten Demütigungen und Ausgrenzungen nicht automatisch zum Terror, aber sie bereiteten der Radikalisierung den Boden. Ohne naive Antworten zu geben, versucht Lustiger schreibend zu verstehen: Was tut der Terror mit uns? Wie können wir auf die Erschütterung vernünftig reagieren und freiheitliche Werte verteidigen, ohne in Paranoia zu verfallen? Am Donnerstag stellt Lustiger ihren Essay im Jüdischen Salon vor.

Fr, 8. 4., 18.30 Uhr, HfbK

Lieber verkrampft

Testcard-Mitherausgeber, Skug-Redakteur und „Hausmacherkassetten“-Label-Gründer Frank Apunkt Schneider ist im Punk verwurzelt, wie man seinem Buch „Als die Welt noch unterging – Punk und Wave im deutschsprachigen Raum von 1978 bis 1985“ entnehmen kann. Mit dem „kleinbürgerlichen Gemütsindiepop“ à la Tomte und Konsorten kann er darum nichts anfangen. Der nämlich, so Schneider in seinem aktuellen Buch „Deutschpop, halt‘s Maul“ (Ventil 2015, 112 S., 10 Euro), füge sich nur allzu gut dem „Entkrampfungsbefehl“ der Berliner Republik. Folgerichtig plädiert er nun zum Auftakt der Veranstaltungsreihe „Art delivers people – Zur Kritik der Gesellschaft und ihrer Kunst“ in der HfbK für eine Ästhetik der Verkrampfung.

 Auch die beiden anderen Referenten der Reihe, die am 28. April und 1. Juni fortgesetzt wird, setzen angesichts gegenwärtiger Entkrampfungsbemühungen auf prä-neoliberale Aufklärung: Der Soziologe Gerhard Stapelfeldt spricht über die fortgesetzte Verdrängung nationalsozialistischer Verbrechen durch den Neoliberalismus, der Historiker Hannes Heer über die Wirkung der Wehrmachtsausstellung in Bezug auf die Akzeptanz der deutschen Schuld.  MATT