LeserInnenbriefe zu verschiedenen Themen

Die Chance auf Sonne

betr.: „Wer an der Uhr gedreht hat“, taz.de vom 26. 3. 16

Ich freue mich jedes Jahr auf die Uhrumstellung, auf meine Riesentrödelfahrradrunden mit Einkehr in entlegenste Biergärten. Oder im Frühsommer dann abends schwimmen gehen mit der Chance, von der Sonne noch mal getrocknet zu werden.

Da ich immer bis 18, 19 Uhr arbeiten muss (meist auch an den Wochenenden), ist es nur diese Zeit, in der ich nach Feierabend noch richtig was unternehmen kann, was sich dann auch lohnt. Und das genieße ich in vollen Zügen!

Waage69, taz.de

Länger hell am Feierabend

betr.: „Wer hat an der Uhr gedreht“, taz vom 26. 3. 16

Danke für die Information, dass schon der Erfinder der Sommerzeit 1907 klar gesagt hat, worum es bei der Sommerzeit geht: darum, dass es am Abend, also am Feierabend, eine Stunde länger hell ist. Darum, dass wir eine Stunde länger spazieren gehen, im Garten arbeiten oder die Abendsonne genießen können. Es geht um Lebensqualität am Feierabend.

Es geht nicht ums Energiesparen und auch nicht um mehr Produktivität bei der Arbeit. Das Umfrageergebnis, nach dem 70 Prozent die Sommerzeit ablehnen, ist zweifelhaft: Wenn man die Frage in der Zeit stellt, in der die Uhr umgestellt werden muss, überwiegt bei den meisten die aktuelle Lästigkeit der Zeitumstellung und die eine Nacht, in der wir eine Stunde verlieren. Wir bekommen sie bekanntlich im Herbst wieder zurück.

Dass wir wegen der Sommerzeit weniger schlafen, ist Quatsch. Wir schlafen sogar eher besser, weil es morgens eine Stunde später hell wird und der Uhrzeit bedingte Tagesrhythmus dann besser zum Hell-dunkel-Rhythmus passt.

Fragt man die Leute im Sommer, ob sie es lieber hätten, dass es abends eine Stunde früher dunkel wird, sagen wahrscheinlich 80 Prozent Nein, sind also in diesem Moment für die Sommerzeit. An dieser Stelle der Diskussion kommt meist der Vorschlag, die Sommerzeit auch im Winter gelten zu lassen. Dass es dann aber auch im Winter morgens eine Stunde später hell würde – also zum Beispiel nicht um neun, sondern erst um zehn –, daran muss ich in der Debatte meist erst erinnern.

JENS J. KORFF, Bielefeld

Das blinde rechte Auge

betr.: „Vom Primat des Politischen“, taz vom 26. 3. 16

Da analysiert ein kluger Autor Verbindungen, Parallelen, Verortungen von Linksextremismus, Rechtsextremismus und islamistischem Terrorismus in dem Bemühen, „das politische Diapositiv des Dschihads“ aufzuspüren, „um es auf seinem Territorium effektiv bekämpfen zu können“. Linksextremismus verlor demzufolge mit dem „Untergang des Sowjetimperiums“ sein ideologisches und konkretes Territorium als Basis für terroristisches Handeln. Der islamistische Terrorismus hat danach seine Basis in den postkolonialen, unfähigen Herrschaftssystemen des Nahen Ostens und Nordafrikas. Und der Autor schlussfolgert, dass Europa Demokratiebemühungen dort unterstützen müsse.

Was auffällt, ist, wie so oft, das außer Acht Gelassene: Was ist die Rolle Westeuropas in diesem Spiel? Und wo – angesichts „weicher“ Ziele, wie zum Beispiel zahlreicher brennender Asylbewerberheime – ist die Basis, das ideologische und konkrete Territorium des Rechtsextremismus? Welche Schlussfolgerungen wären möglich oder gar unvermeidbar, wenn auch das ins Kalkül genommen würde? LOTTE RAMKE, Berlin