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Archiv-Artikel

Bulmahn und Schavan Seit an Seit

Die zwei bisherigen Gegnerinnen wollen verhindern, dass Edmund Stoiber das Berliner Wissensministerium zerschlägt

BERLIN taz ■ Für die Frauen des Hochschulkarrierezentrums „femtec“ war es eine Ehre. Mit Edelgard Bulmahn (SPD) und Annette Schavan (CDU) hatten sie die amtierende und die künftige Bildungsministerin zu Gast. Und für die beiden Frauen war es vielleicht so etwas wie der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Bulmahn und Schavan, bisher in herzlicher Gegnerschaft vereint, scherzten und lächelten, dass es eine Freude war. Und die strenge Schavan stimmte sogar freundlich zu, als Bulmahn ihr zuflüsterte: Würden wir die Jungs weglassen, stünde Deutschland beim Weltschulvergleich Pisa schon jetzt ganz weit vorne. Die neue Einigkeit ist kein Zufall. Kurz vor den Gesprächen der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung für eine schwarz-rote Koalition spitzte sich der Streit ums Wissensressort der neuen Regierung noch einmal zu – und, siehe da, Bulmahn und Schavan kämpfen nun Seite an Seite. Edmund Stoiber (CSU) nämlich will mindestens zwei komplette Abteilungen Schavans in sein Wirtschaftsministerium integrieren. Das hieße, dass ihr Haus nur mehr ein Torso wäre, „ein Ministerium ohne Bedeutung“, wie Bulmahn sagte. Sie warnte davor, Grundlagen- und angewandte Forschung auseinander zu ziehen. Stoibers genauer Wunschzettel ist nicht bekannt, dem Vernehmen nach will er die Raumfahrt haben und die neuen Technologien.

Auf Seiten von Bulmahn äußerten sich alle wichtigen Forschungsorganisationen – und auch die Ministerin in spe Schavan machte deutlich, dass sie sich nicht kampflos zu einer Ministerin ohne Bedeutung degradieren lässt. Es hieß, der Zuschnitt der Ressorts von Stoiber und Schavan werde in einem Sechsaugengespräch festgelegt – in Anwesenheit der Kanzlerin.

Schavan unterstrich bei der Femtec-Konferenz, die mehr Frauen in die Natur- und Technikwissenschaften holen will, zweierlei. Sie sagte, an Bulmahn gerichtet, Frauen hätten längst verstanden, dass es nicht auf Konkurrenz, sondern auf gemeinsames Handeln ankomme. Und die 51-Jährige warnte die anwesenden Femtec-Stipendiatinnen: Auf dem Weg nach ganz oben gebe es stets Hindernisse und „immer jemanden, der findet, das Ihnen das nicht zusteht, was Sie gerade wollen“. Dagegen helfe nur, sagte Schavan, einen langen Atem zu haben. Sprach’s und eilte mit Bulmahn zur Koalitionsrunde. CHRISTIAN FÜLLER