: Von der Herausforderung zur Übernahme: Stationen des Mannesmann-Endes
Die Übernahme von Mannesmann durch den britischen Konzern Vodafone war die größte Übernahmeschlacht der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Eine Chronologie: 21. 10. 1999: Mannesmann (D2) kauft die englischen Mobilfunkfirma Orange und macht damit Vodafone auf seinem Heimatmarkt Konkurrenz. 6. 11. 1999: Vodafone-Chef Chris Gent kündigt eine feindliche Übernahme von Mannesmann an. 23. 12. 1999: Gent bietet den Mannesmann-Aktionären 137 Milliarden Euro für ihre Aktien. Mannesmann-Vorstand Klaus Esser wirbt mit Hilfe einer gigantischen Werbekampagne um Ablehnung durch die Aktionäre. 30. 1. 2000: Vodafone zieht den Mannesmann-Großaktionär Vivendi auf seine Seite. Esser hat verloren. 2. 2. 2000: Klaus Esser und Chris Gent treffen sich zu den abschließenden Verhandlungen, die sich aber hinziehen. Der Hongkonger Geschäftsmann Canning Fok, der den Mannesmann-Großaktionär Hutchinson Whampoa vertritt, wird ungeduldig. Zu einem Vertrauten sagt er, er wolle sich um Esser kümmern – „the chinese way“. Als er am Abend in die Verhandlungen zwischen Gent und Esser hineinplatzt, werfen die ihn angeblich wieder hinaus, ohne dass er ein finanzielles Angebot machen kann. 3. 2. 2000: Gent und Esser besiegeln die Übernahme per Handschlag. Vodafone zahlt jetzt knapp 180 Milliarden Euro. Angeblich erfährt Esser erst jetzt davon, dass Fok ihm eine Anerkennungsprämie in Höhe von 10 Millionen Pfund zahlen will. Esser will das Geld zwar haben, aber nicht von Fok – das sähe zu sehr nach Bestechung aus, denn Foks Konzern hat durch die Wertsteigerung der Mannesmann-Aktien und die Übernahme durch Vodafone einige Milliarden Euro verdient. Deshalb kommt die Idee auf, dass Esser die „Anerkennungsprämie“ von Mannesmann erhält. 4. 2. 2000: Esser diktiert morgens einen Beschlussentwurf für die Mannesmann-Gremien, der die Zahlung von Anerkennungsprämien und Pensionsabfindungen in Höhe von 57 Millionen Euro, davon 16 Millionen Euro an ihn, vorsieht. Der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Funk ergänzt nachmittags noch einen Punkt: Auch er, Funk, soll als ehemaliger Vorstandsvorsitzender eine Prämie in Höhe von 6 Millionen Euro erhalten. Noch am gleichen Tag beschließt das vierköpfige Präsidium des Mannesmann-Aufsichtsrats die Prämien. Jastimmen gibt es von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und von Klaus Funk selbst. Der damalige IG-Metall-Chef Klaus Zwickel ist per Telefon zugeschaltet und hat keine Einwendungen. Klaus Ladberg, der Betriebsratsvorsitzende, ist krank und nimmt gar nicht an der Entscheidung teil. 23. 2. 2000: Die Stuttgarter Anwaltskanzlei Binz und Partner stellt Strafanzeige wegen Untreue. 17. April 2000: Um Zweifel wegen der Selbstbegünstigung von Klaus Funk auszuräumen, beschließt das Präsidium ohne Funk erneut über die Prämien. Mitte März 2001: Nach einigem Zögern leitet die Staatsanwaltschaft Düsseldorf ein Ermittlungsverfahren ein. 17. 2. 2004: Die Staatsanwaltschaft klagt Ackermann, Funk, Zwickel und Ladberg wegen Untreue an. Esser und sein Mitarbeiter Dietmar Droste werden wegen Beihilfe zur Untreue angeklagt. 22. 7. 2004: Das Landgericht Düsseldorf spricht alle sechs Angeklagte frei. chr