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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

In der Musikkomödie „Ein toller Einfall“ (1932) hat Willy Fritsch, nun ja, einen tollen Einfall: Er funktioniert das feudale Herrenhaus des Onkels in seiner Abwesenheit in ein Hotel um und sorgt damit nicht nur für sprudelnde Einnahmen, sondern auch für vielerlei Durcheinander und Liebesglück. Regie führte mit Kurt Gerron einer der damaligen großen Charakterschauspieler, dessen nicht unbeträchtliche Leibesfülle aus berühmten Produktionen wie „Der blaue Engel“ und „Die Drei von der Tankstelle“ nicht wegzudenken ist. „Ein toller Einfall“ zeigt ihn als Regisseur mit ungewöhnlichen und lustigen Ideen: So lässt er den Komiker Max Adalbert teils im Stil eines Conférenciers durch die Handlung führen, gestaltet Szenenübergänge äußerst temporeich, indem er die Dialoge jeweils von anderen Protagonisten an anderen Schauplätzen weiterführen lässt, und eröffnet den Film mit einer Traumsequenz surreal-satirischer Qualität: Das Finanzamt plündert die Steuerzahler derart aus, dass sie in Unterwäsche auf einem Tretroller nach Hause fahren müssen (25. 3., 21 Uhr, 27.3., 18.30 Uhr, Zeughauskino).

Das Grundkonzept der von dem amerikanischen Showproduzenten Florenz Ziegfeld Jr. geschaffenen Nummernrevue „Ziegfeld Follies“ war relativ einfach: Viele hübsche tanzende Mädchen und viel Brimborium. Als man sich bei MGM entschloss, aus dem Leben des 1932 Verstorbenen das Filmmusical-Biopic „The Great Ziegfeld“ (1936) zu machen, stand entsprechend nicht Dynamik im Mittelpunkt, sondern aufwendige Kostüme und Dekoration. Dafür gab es damals einen Oscar als bester Film des Jahres, aber auch die jüdisch-deutsche Schauspielerin Luise Rainer gewann die Trophäe für ihre darstellerischen Künste in der Rolle von Ziegfelds Geliebter Anna Held. Der Film läuft im Rahmen einer Reihe zur Ausstellung „Best Actress“ im Museum für Film und Fernsehen (OmU, 27. 3., 15.30 Uhr, Bundesplatz-Kino).

Auch ein schönes Stück Schauspielerkino ist die Romanverfilmung „Brooklyn“ (Regie: John Cowley), in der Saoirse Ronan voll innerer Strahlkraft als junge Irin aus dem kleinen Ort Enniscorthy brilliert, die in den 1950er-Jahren ganz allein nach New York emigriert. Als unerfahrene Landpomeranze fährt Eilis aus einer Gesellschaft der kleingeistigen Enge ab, um später als selbstbewusste Frau, die ihren eigenen Weg geht, zu einem Besuch zurückkehren, der sie nicht unberührt lässt. Denn als Sehnsuchtsort taugen die vertrauten Plätze der Heimat schließlich noch allemal (diverse Termine: u. a. 24.–30. 3., 18 Uhr Bali, 24. 3., 26. 3., 29. & 30. 3., 16 Uhr Bundesplatz-Kino).

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