Prekärer Ruhestand

Private Altersversorge tut not. Der Staat gewährt deshalb Zuschüsse und Steuererleichterungen, die aber nur die wenigsten nutzen. Für die Riester-Rente zahlen Männer demnächst mehr

von Gernot Knödler

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Wer heute mitten im Arbeitsleben steht, hat von der staatlichen Rentenversicherung keinen auskömmlichen Lebensabend zu erwarten. Weil das so ist, versucht die Bundesregierung seit 2002 die Bürger zum Abschluss privater Vorsorge-Verträge zu verlocken. Trotz kräftiger Zuschüsse und Steuererleichterungen haben davon aber nur wenige Gebrauch gemacht. Grund dürfte die Vielfalt der Vorsorgemöglichkeiten mit ihren jeweiligen Tücken sein. Einen Vorteil haben sie gemeinsam: Der Staat greift im Falle von Arbeitslosigkeit nicht darauf zu.

Da wäre zunächst die Riester-Rente. Sie eignet sich besonders für Menschen mit Kindern. Sie müssen ein paar Prozent ihres Einkommens in einen Vorsorge-Vertrag einzahlen und erhalten Geld vom Staat obendrauf. Es gibt Zulagen für den Versicherten, dessen Ehepartner und für jedes Kind. Außerdem kann der Beitrag für die Riester-Rente zum Teil vom zu versteuernden Einkommen abgezogen werden.

Mit Beginn dieses Jahres ist die Riester-Rente vereinfacht worden: Der Antrag muss nicht mehr jedes Jahr aufs Neue gestellt werden. Man kann sich 30 Prozent der Versicherungssumme bei Rentenbeginn auf einen Schlag auszahlen lassen. Ab 2006 gibt es Unisex-Tarife, das heißt Männer und Frauen zahlen dann die gleichen Prämien, obwohl Frauen eine höhere Lebenserwartung haben.

Das bedeute, dass Männer, die im kommenden Jahr einen Riester-Vertrag abschließen, 15 Prozent höhere Prämien bezahlen müssen als heute, warnt Finanzmaklerin Susanne Kazemieh. Sie erwartet deshalb in diesem Jahr einen „Männerschlussverkauf“ bei Riester-Produkten.

Alternativ zu Riester kommt eine betriebliche Altersvorsorge in Frage. Der Arbeitnehmer kann von seiner Firma verlangen, dass für ihn eine Direktversicherung oder Pensionskasse abgeschlossen wird. Die Beiträge werden vom Bruttoeinkommen abgezogen, so dass weniger Steuern und noch bis einschließlich 2008 auch weniger Sozialversicherungsbeiträge bezahlt werden müssen. Seit diesem Jahr ist es leichter, eine solche betriebliche Altersvorsorge zu einem neuen Arbeitgeber mitzunehmen.

Die Rürup-Rente ist aus Sicht der Berater des Hamburger Fairsicherungsladens nur für Selbständige interessant, die hohe Beträge für die Altersvorsorge aufwenden möchten. Von 20.000 Euro Aufwand lassen sich zurzeit 12.000 Euro steuerlich absetzen. Die Steuerersparnis wird aber mit der Ersparnis aus dem Absetzen anderer Vorsorge-Aufwendungen verrechnet, etwa einer Berufsunfähigkeitsversicherung oder nicht fondsgebundener Sparverträge.

Weil bei der Auswahl der Altersvorsorge außerdem noch die Rendite zu bedenken ist und die Besteuerung der zukünftigen Alterseinkünfte, sieht die optimale Zusatzversicherung für jeden anders aus. „Sie müssen alle Versorgungswege ausrechnen“, rät der Fairsicherungsladen. Wem das zu aufwendig ist, bleibt der Gang zum Finanzberater.