piwik no script img

MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Am vergangenen Freitag spielte in der Berghain-Kantine Cavern of Anti-Matter ein Trio mit so beträchtlichem Ex-Stereolab-Anteil (Tim Gane, Joe Dilworth), dass man es doch als den Rechtsnachfolger der vorbildhaften und 2009 auf Eis gelegten Krautrock-Lounge-Pop-Kapelle bezeichnen darf. Hübsch zu hören war bei dem Trio, wie es da auf der Autobahn schnurstracks in die French Disko ging. Nur dass halt in dieser Disko so gar nicht gesungen wurde, und so hatte man an diesem Freitag erst mal vor allem den motorischen Teil von Stereolab, und in einer Art rekonstruierendem Hören darf man den Popappeal von Stereolab heute am Donnerstag im Acud beim Konzert von Laetitia Sadier nachholen, der Ex-Stereolab-Sängerin mit ihrem sanftstimmig freundlichen Pop in eher gedeckten Farben (Veteranenstr. 21, 21 Uhr, 13 €).

Wesentliches Element bei Stereolab war auch die Ökonomie der musikalischen Mittel, und die hat man, in einem anders geordneten Umfeld, bei Nyos gleichermaßen, ein Schlagzeug-Gitarren Duo aus Jyväskyla, Finnland: mathematisch präzise ausgerechnete Feinmotorik in heftigen Postrock-Gewittern, mit fast schon ambiental verträumten Zwischenschüben, am Samstag im Schokoladen (Ackerstr. 169, 19 Uhr).

Bei Nyos wird nicht gesungen, bei Wellness macht man das, auf Deutsch. Und weil das Kölner Quartett seine in einem F.S.K.-Tonfall gehaltenen Lieder auf die Basis eines klassischen Surfsounds stellt plus etwas Softpop, hat man hier eine recht eigenwillige, so kaum je gehörte Verschmelzung dieser Komponenten. Schon interessant. Am Sonntag im Badehaus (Revaler Str. 99, 20 Uhr, 12 €).

Und ein paar grundsätzliche Empfehlungen im Zusammenhang mit Mittwoch: Da spielen im Urban Spree Tricot aus Kioto, und zwar straffen Postrock, der in Japan keineswegs wie sonst anderswo vornehmlich ein Herrensport ist. Wie bei den großartigen Nisennenmondai hat man es bei Tricot mit einem Musikerinnentrio zu tun, das – im Gegensatz zu Nisennenmondai – den Postrock noch mit Gesang und Pop verbindet (Revaler Str. 99, 21 Uhr, 11 €). Streng instrumental geht man am Mittwoch wiederum bei Drone Hunter bei der Wild-Wednesday-Reihe im Wild at Heart zu Werk, einem Trio aus Kroatien – Heimat auch der großartigen Bambi Molesters. Während die aber feinsinnig den Surf ausdeuten, huldigen Drone Hunter eher deftig den Riffs aus dem Hardrock-Katalog (Wiener Str. 20, 21 Uhr, Eintritt frei).

Außerdem treten die Hannoveraner Scorpions – die eigentlich Anfang des Jahrzehnts auf weltweiter Abschiedstour waren – am Mittwoch im Rahmen ihrer weltweiten Tour zu den Feierlichkeiten des 50-jährigen Bandjubiläums in der Benz-Arena an.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen